Nachruf auf Herrn Sparefroh

(c) Die Presse/FABRY Clemens
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Bei diesen Zinsen sollten wir künftig den Kapitalvernichtungstag feiern.

Zwischen Weltspartag und Allerheiligen haben wir eine traurige Nachricht zu vermelden: Herr Sparefroh, ein Idol unserer Jugend, dem wir regelmäßig Ende Oktober gehuldigt haben, ist an akutem Zinsenmangel verschieden.

Nun wird es Zeit, eine neue Symbolfigur zu kreieren: den kümmerlich dreinschauenden Spareleid etwa. Denn zum Fröhlichsein gibt es für, ähem, Sparer nicht mehr viele Gründe. Wer beispielsweise gestern, am Weltkapitalvernichtungs-, pardon, Weltspartag einen Tausender auf eines der immer noch so beliebten Sparbüchel einer heimischen Bank gelegt hat, kann in einem Jahr den Lohn der Mühe ernten: im Extremfall 20 Cent Zinsen, von denen noch fünf Cent in Form von Kest an den Finanzminister abzuliefern sind. Der Tausender ist dann übrigens durch die Inflation real nur noch 989 Euro wert. Geldanlage hatten wir irgendwie anders in Erinnerung.

Deshalb sollte der in Weltkapitalvernichtungstag umbenannte Weltspartag künftig auch stilgerecht gefeiert werden. Etwa, indem Sparer der Bank kleine Geschenke vorbeibringen. Einen Kugelschreiber vielleicht oder ein kleines Modell des Spareleids. Schließlich hat es die Bank mit uns nicht ganz leicht: Das Privatkundengeschäft bringt angeblich nur noch Verluste.

Mit ihrer Zinsgestaltung signalisieren die Geldinstitute jedenfalls: Steckt euch euren Spargroschen sonst wo hin. Wieso sollten wir Zinsen zahlen, wenn wir das Geld ganz umsonst von der EZB zugeschoben bekommen?

Das ist natürlich unerfreulich. Aber, ganz ehrlich: Wenn der Unterschied zwischen einem Tausender unter dem Kopfpolster und einem Tausender auf der Bank im Jahr 15 Cent ausmacht, zahlt es sich wirklich nicht aus, dafür aufzustehen.

Emails an: josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.10.2015)

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