Was ist denn das hier für ein Kindergarten?

Symbolbild
SymbolbildDie Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

Ideologen gefährden gerade die wirtschaftliche Zukunft des Landes.

Bildung ist die einzige Möglichkeit, im Arbeitsmarkt 4.0 zu bestehen, richtig? Und die Weichen in Richtung Bildungserfolg oder Präkariat werden sehr früh gestellt, spätestens im Kindergarten, falls das Elternhaus versagt – auch richtig? Muss so sein, denn keine Sonntagsrede kommt ohne diese Satzbausteine aus.

So, und jetzt werfen wir einmal einen Blick in die traurige politische Realität: In Wien erhebt ein Islamwissenschaftler auf Basis einer Vorstudie schwere Vorwürfe der Art, dass zumindest einige von der Stadt finanzierte islamische Kindergärten dem Auswendiglernen von Koransuren auf Altarabisch eindeutig Vorzug vor dem eigentlichen Sinn des verpflichtenden Kindergartenjahres, dem Verbessern der Deutschkenntnisse, geben.

Und wie reagieren die zuständigen Stadträtinnen? So: Erstens gibt es keine islamischen Kindergärten, zweitens werden diese ohnehin ausreichend kontrolliert und drittens wollen wir mehr Geld vom Bund. Und, ja, eine umfassende Studie wollen wir vorher auch, denn die vorliegende ist ja „unwissenschaftlich“. Problem gelöst. So wie sich Altparteipolitiker eben Lösungen vorstellen.

Darf man einen ganz unwissenschaftlichen Evaluierungsvorschlag machen: Wie wäre es, wenn man einfach die betroffenen Volksschullehrer befragt? Jene Unglücklichen, die die aus solchen Kindergärten kommenden kleinen Koransurenspezialisten, die mit sechs noch keine ausreichenden Kenntnisse der Unterrichtssprache aufweisen, dann unterrichten müssen. Jede Wette: Da werden selbst dem Herrn Aslan noch die Ohren zu wackeln beginnen.

Aber das wäre natürlich erstens völlig unwissenschaftlich und könnte zweitens politisch unerwünschte Ergebnisse bringen. Da sieht man lieber zu, wie mit Steuerzahlergeld künftige Mindestsicherungsbezieher herangezogen werden – und beklagt sich später über deren „Diskriminierung“.

Eine Vorgangsweise, die sich übrigens durch die ganze Bildungsdebatte zieht. Was übersehen wird: Dieser Polit-Kindergarten wird langsam staatsgefährdend. Am Ende des Tages wird es nämlich nicht darauf ankommen, ob Länder oder Bund die Lehrer dirigieren oder welche religiösen Befindlichkeiten im Kindergarten verletzt werden könnten. Sondern darauf, ob wir ausreichend qualifizierte Leute haben, um unseren Industriestaatenstatus aufrechtzuerhalten. Aber erklären Sie das einem Ideologen...

Emails an: josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.12.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.