Je ineffizienter, desto höher die Belohnung

Ökostromförderung und Sachverstand passen zu oft nicht zusammen.

Was die deutsche Form der Energiewende auf dem Strommarkt angerichtet hat, ist bekannt: Steigende Gefahr von Netzzusammenbrüchen und rekordverdächtige Ökostromzuschläge besonders für Privatabnehmer sind nur zwei besonders herausragende Ergebnisse eines völlig missratenen Fördersystems.

Kein Wunder, dass die Deutschen jetzt das System umkrempeln. Sie tun das vergleichsweise geschickt, indem sie neue Ökostromprojekte ausschreiben und an denjenigen vergeben, der mit der geringsten Förderung auskommt.

Allerdings hat sich bei den Windkraftanlagen ein Passus eingeschlichen, wie er nur wirtschaftsfremden Bürokraten einfallen kann: Es wird eine Art Referenzwindrad geschaffen. Anlagen, die besser sind, werden weniger gefördert, Anlagen, die weniger bringen, mehr. Die Intention ist unter anderem eine föderalistische: Anlagen (und damit verbundene Fördergelder) sollen besser auf das ganze Bundesgebiet verteilt werden.

Man kennt das ja aus der Alpenrepublik. Da wurde der Bau des Koralmtunnels politisch unter anderem damit argumentiert, dass Steiermark und Kärnten „auch einmal was bekommen“ müssten.

Ähnlich sinnvoll ist der beim Nachbarn diskutierte Plan, Windräder dort, wo der Wind am wenigsten weht, am meisten zu fördern – und damit gezielt Ineffizienz zu belohnen.

So schräges Denken hätten wir den Deutschen gar nicht zugetraut. Aber offenbar bleibt wirklich überall dort, wo Lobbygruppen zu mächtig werden, der Verstand auf der Strecke.

Ganz im Ernst: Das Fördersystem gehört möglichst rasch auf durchaus großzügige Investitionsförderungen umgestellt. Aber danach haben die Anlagen entweder marktfähig zu sein – oder eben nicht. So marktfern, wie man jetzt fördert, darf man sich über unerwünschte Ergebnisse nicht wundern. Wie etwa über jenen „fraude solar“ vor ein paar Jahren in Spanien, bei dem Solarstromproduzenten ihre Einnahmen aus irrwitzigen Solareinspeistarifen zusätzlich ein wenig aufgefettet haben, indem sie zu ihren Solarkraftwerken noch ein paar versteckte Dieselgeneratoren zugeschaltet haben . . .

josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.01.2016)

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