US-Steuer auf Erdöl? Europa kann sich freuen

Obamas „absurder Witz“ ist keine schlechte Idee.

Das Phänomen ist bekannt: Kaum wird irgendetwas auf der Welt billiger, steht schon ein Politiker an der Ecke und will eine neue Steuer darauf einheben. Jüngstes Beispiel ist Barack Obama. Zehn US-Dollar pro Fass Erdöl will der US-Präsident von den Erdölmultis kassieren und damit den Verkehr im Land umweltfreundlicher machen. Bei den Öl-Dumpingpreisen von heute wäre das eine Zusatzbelastung von 30 Prozent für eine Branche, die kaum ihre eigenen Ausgaben decken kann. Weltweit schreiben Ölkonzerne hohe Verluste und streichen Tausende Jobs. Obamas Vorstoß sei bestenfalls ein schlechter Scherz, tönen sie. Und die Republikaner versprechen, „die absurde Idee“ zu verhindern.

Klar. Wer ist schon für neue Steuern? Noch dazu, wenn man sie zahlen muss? Aber ganz so verrückt ist die Idee gar nicht. Vor allem aus der Sicht eines Europäers.

Im Schnitt verbraucht jeder Amerikaner fast doppelt so viel Energie wie ein Österreicher. Beim CO2-Ausstoß sieht das Verhältnis ähnlich aus. Während in der EU aber nahezu täglich Kommissionen tagen, um Energieverbrauch und Emissionen auf dem Kontinent zu minimieren, halten sich die USA nobel zurück – und verschaffen so auch ihrer Industrie einen Kostenvorteil. An der Tankstelle verlangt der amerikanische Fiskus 18,4 Cent pro Gallone – nicht einmal fünf Cent je Liter. Inklusive der neu erdachten Ölsteuer wären es 11,6 Cent je Liter. Immer noch lächerlich im Vergleich zu den 48,2 Cent Mineralölsteuer pro Liter, die jeder österreichische Autofahrer seit Jahren beim Tanken abliefern muss.

Obama weiß, dass seine Idee kaum realisiert werden wird. Dabei stünde es den USA nach all den Schönwetterreden in Sachen Klimaschutz gut an, etwas zu tun. Die Amerikaner werden sich die elf Cent schon leisten können. Und Europa müsste den teuren Klimaschutz endlich nicht mehr allein zahlen.

matthias.auer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.02.2016)

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