Die EZB und ihr gefährliches Pyramidenspiel

Die Euroländer verschulden sich immer stärker bei sich selbst.

Die Europäische Zentralbank kauft seit einiger Zeit auf dem Sekundärmarkt Staatsanleihen und ist so bereits zum größten Gläubiger der Euroländer geworden. In einigen Ländern, beispielsweise Deutschland, hat sie die selbst gesetzte Obergrenze (maximal ein Drittel aller Bundesanleihen) schon beinahe erreicht.

Klingt irgendwie nach verbotener Staatsfinanzierung, nicht? Aber es kommt noch besser: Die jeweiligen Mitglieder der EZB dürfen Staatsanleihen der eigenen Länder kaufen. Die Oesterreichische Nationalbank beispielsweise wird auf diese Weise in rund einem Jahr 14 Prozent der ausstehenden heimischen Bundesanleihen besitzen.

Die OeNB gehört wem? Ach ja: zu 100 Prozent der Republik Österreich. Sehr praktisch: Die Republik verschuldet sich also, salopp gesagt, in nicht geringem Ausmaß bei sich selbst. Was den Vorteil hat, dass sie auch die dafür fälligen Zinsen an sich selbst bezahlt beziehungsweise künftig Negativzinsen bei sich selbst kassieren kann. Also alles paletti.

Es gibt allerdings auch Leute, die so etwas beunruhigt. Und die dafür so unschöne Worte wie Luftnummer oder Pyramidenspiel finden. Nach einem stabilen Finanzsystem sieht das jedenfalls nicht aus. Und dass andere Länder das noch viel wilder treiben und selbst die USA, um deren Anleihen sich die ganze Welt reißt, mit 25 Prozent bei der eigenen (übrigens privaten) Fed verschuldet sind, macht die Sache um nichts besser.

Die EZB überlegt übrigens, die Obergrenze für diese Zirkusnummer anzuheben. Da muss einem jetzt wirklich das Schaudern kommen: Verschuldung bei der eigenen Notenbank ist nichts anderes als Staatsfinanzierung aus der Notenpresse. Und das ist wirklich noch nie in der Wirtschaftsgeschichte gut ausgegangen.

josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.02.2016)

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