Wie man ganz effizient Inflation erzeugt

Österreich braut derzeit einen ziemlich giftigen Konjunkturmix.

Die EZB wird diese Woche noch ein paar (wahrscheinlich vergebliche) Verzweiflungsmaßnahmen setzen, um den Absturz der Eurozone in die Deflation zu verhindern. Weit ist dieses Szenario ja nicht mehr entfernt: Die Eurozonen-Inflationsrate betrug im Jänner gerade noch 0,3 Prozent. Österreich ist erfolgreicher: Bei uns war die Teuerung genau viermal so hoch. Besonders stark in den Bereichen Tourismus und Kulturdienstleistungen.

Wie denn das? Das Wifo hat gleich eine Erklärung nachgeliefert: Die florierende Tourismusnachfrage habe für überproportionale Preissteigerungen in oben genannten Gruppen gesorgt. Nachfrageinduzierte Preissteigerungen – genau das, was die EZB so verzweifelt versucht, aber nicht und nicht zusammenbringt.

Kann aber auch sein, dass da nur eine Art Vorzieheffekt mitspielt. Am ersten Mai steigt nämlich die Mehrwertsteuer auf bestimmte Tourismus- und Kulturdienstleistungen um satte 30 Prozent. Wird das an die Konsumenten weitergereicht, steigen die Preise für diese Dienstleistungen ziemlich genau um jene drei Prozent, um die sie überraschenderweise schon im Jänner in die Höhe geklettert sind. Hört da jemand die Nachtigallen trapsen?

Wie auch immer: Eine vergleichsweise recht hohe Inflation bei vergleichsweise recht geringer Wirtschaftsdynamik ist ein besonders übler Mix. Das läuft in Richtung Stagflation. Die letzte in den Siebzigerjahren ist durch den Ölpreis ausgelöst worden. Wenn jetzt die öffentlichen Hände dabei sind, diesen giftigsten aller Konjunkturcocktails mittels Steuer- und Abgabenerhöhungen selbst zu mixen, dann ist wohl Feuer am Dach.

Nicht nur volkswirtschaftlich: Wenn man eine viermal so hohe Inflationsrate wie der Euro-Durchschnitt hat, dann ist beispielsweise der reale Zinsverlust für Sparer auch annähernd viermal so hoch. Mit einem derartigen Entzug von Kaufkraft will man heuer die Wirtschaft ankurbeln? Österreich ist beim Erzeugen von Inflation, wie wir sehen, sehr viel erfolgreicher als die EZB. Diese Art von Teuerung haben wir in der aktuellen Situation aber wirklich nötig wie einen Kropf.

josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.03.2016)

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