Die teure Angst der Politik vor dem Eigentum

Vermögensbildung ist schwierig, wenn man Boombranchen meidet

Die Deutsche Bundesbank hat sich die Vermögensverteilung zwischen 2010 und 2014 angeschaut – und dabei ein paar interessante Ergebnisse zutage gefördert. Beispielsweise hat sich der Anteil der Superreichen am Gesamtvermögen überraschenderweise nur unwesentlich geändert. Der Anteil der vermögendsten zehn Prozent ist von 59,2 auf 59,8 Prozent gestiegen.

Sehr starke Differenzierungen gibt es aber innerhalb der einzelnen Gruppen. So ist etwa das Nettovermögen jener, die ihren Hauptwohnsitz gekauft haben, im Schnitt um 33.500 Euro gewachsen, das Vermögen jener, die zur Miete wohnen, hat dagegen stagniert. Ähnlich sieht es bei den Wertpapierbesitzern aus: Deren Vermögen ist annähernd 15-mal so stark gewachsen wie jenes der „Büchelsparer“. No na, werden Sie jetzt sagen: Die EZB pumpt die Immobilien- und Wertpapiermärkte auf, da muss das wohl so kommen.

Schon richtig. Nur: Ein relativ großer Teil der Bevölkerung (rund 50 Prozent bei Immobilien und fast 90 Prozent bei Wertpapieren) hat nichts davon, weil er sich von den Wachstumsmärkten fernhält.

Nicht nur in Deutschland. In Österreich ist die Relation, zumindest bei Wertpapieren, ja noch deutlich krasser. Und das ist politisch durchaus gewollt. Es ist uns ja immer wieder eingebläut worden, dass Wertpapierbesitzer miese Spekulanten sind. Und Eigentum an Immobilien ist ja nachgeradezu Diebstahl an der Gesellschaft, nicht wahr.

Bei der Vermögensverteilung gibt es jedenfalls zwei Baustellen: Die starke Konzentration von sehr großen Vermögen in sehr wenigen Händen birgt auf Dauer gesellschaftlichen Sprengstoff, über dessen mögliche Entschärfung die Meinungen auseinandergehen. Die starke Vermögensdifferenzierung innerhalb des Mittelstands hat aber einen sehr leicht zu behebenden Grund: Eigentumsfeindlichkeit in der Politik. Statt herumzulamentieren und immer neue Häuselbauersteuern zu erfinden, könnte man einmal versuchen, Eigentumsbildung zu ermuntern und zu fördern.

Freilich: Eigentum verringert Abhängigkeit – und das wünscht sich hierzulande kein Politiker.

josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.03.2016)

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