Doppelabzocke mit der Stromrechnung

Ökoförderung macht Strom billig – aber nicht für private Konsumenten.

An der europäischen Strombörse Epex haben sich die für Österreich relevanten Stromnotierungen im vergangenen halben Jahr von knapp vier auf rund 2,28 Cent pro Kilowattstunde fast halbiert. Haben Sie davon etwas bemerkt? Nein?

Seltsam, oder? Österreichische Konsumenten zahlen, je nach Anbieter und Tarif, im Schnitt zwischen 17 und 23Cent pro Kilowattstunde, also das Siebeneinhalb- bis Zehnfache des aktuellen Börsenpreises. Und das ziemlich konstant. Die starke Bewegung der Stromspotpreise geht an den Konsumenten komplett vorbei.

Blöd nur, dass diese Bewegung überwiegend nach unten zielt. Der von der Österreichischen Energieagentur erhobene Strompreisindex Öspi (2006 = 100) steht jetzt beispielsweise bei 56,02. In einer Marktwirtschaft hätte sich die Konsumentenstromrechnung in den vergangenen zehn Jahren also fast halbiert. Ein Blick auf alte Rechnungen zeigt: Dem ist nicht so. Irgendjemand hat die Differenz eingesteckt.

Die Energieagentur formuliert das etwas feiner: Die Konsumentenstrompreise bleiben hoch, weil der fallende Energiepreis durch „nicht energierelevante Komponenten kompensiert“ wird. Durch Netzentgelte beispielsweise oder durch Ökostromzuschläge, die sich in den vergangenen vier Jahren übrigens von 1,09 auf 2,46 Cent pro Kilowattstunde mehr als verdoppelt haben und damit schon höher als der aktuelle Stromspotpreis sind.

Das Irre daran: Die Spotpreise sind deshalb so niedrig, weil so viel hoch geförderter Ökostrom zur falschen Zeit in den Markt gedrückt wird. Die Konsumenten zahlen mit Ökozuschlägen also eine Stromverbilligung – die ihnen dann aber beim Endpreis vorenthalten wird.

Wieso lassen wir uns diese Doppelabzocke eigentlich gefallen? Allein die Differenz zwischen den Spotpreisen und den den Konsumenten verrechneten Energiepreisen würde eine mehr als zehnprozentige Senkung des Endverbraucherpreises rechtfertigen. Also her damit! Wenn wir schon eine falsch konstruierte Ökoförderung zwangsfinanzieren, dann wollen wir wenigstens auch deren Früchte selbst ernten.

josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.04.2016)

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