Ein schwarzer Freitag – nicht nur an den Börsen

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Die wirtschaftlichen Folgen werden nicht nur auf der Insel lange zu spüren sein. Die Kollateralschäden werden auch an Europa nicht spurlos vorübergehen.

Sie haben es also doch getan. Die Briten haben die Reißleine gezogen, allen Warnungen von Ökonomen zum Trotz. Die wirtschaftlichen Folgen werden nicht nur auf der Insel lange zu spüren sein. London ist nur das Epizentrum eines Erdbebens. Zuerst erschütterte es die Börsen. Die Indizes rasselten im Schnitt um zehn Prozent hinunter. Das ist der Anfang. Die kommenden Tage und Wochen werden an den Finanzmärkten mehr als turbulent. Noch bleibt die Frage: Ist es ein Schwarzer Freitag für die Finanzmärkte oder erwischt das Beben neuerlich die sogenannte Realwirtschaft?

Zumindest in Großbritannien dürften die ökonomischen Folgen auch kurzfristig verheerend sein. Das britische Pfund sank binnen drei Stunden auf den tiefsten Stand seit 30 Jahren (gegenüber dem Dollar). Für die britischen Exporteure mag der Sturz des Pfund zwar kurzfristig einen Vorteil bringen, aber mittelfristig werden sie natürlich aufgrund neuer Zölle und Handelsbarrieren an Wettbewerbsfähigkeit einbüßen.

Geringeres Wachstum zu erwarten

Großbritannien wird in die Rezession rutschen. Darüber sind sich die meisten Experten einig. Und so manches europäische Land, das sich gerade mühevoll aus Krise herausgewurstelt hat, wird wieder voll erwischt. Natürlich wird dieser Brexit vor allem die Briten treffen. Aber die Kollateralschäden werden auch an Europa, auch an Österreich, nicht spurlos vorübergehen. Bank-Austria-Ökonom Stefan Bruckbauer rechnet damit, dass im kommenden Jahr nicht wie prognostiziert ein Wachstum von 1,5 Prozent zu erwarten ist, sondern bestenfalls ein Prozent. Und „bestenfalls“ ist mittlerweile bei Prognosen bekanntlich keine Kategorie mehr. Denn noch um Mitternacht sprachen die Meinungsforscher von einem „Nein“ der Briten zum Ausstieg.

Die Folgen des Brexit spüren auch jene Menschen und Institutionen in Österreich, die nach wie vor in Fremdwährungskrediten veranlagt sind. Für all die leidgeprüften Franken-Kredit-Nehmer bedeutet der „Schwarze Freitag“ einen weiteren Schock. Denn neuerlich erwies sich der Schweizer Franken als Fluchtwährung in unsicheren Zeiten. Betroffen sind hierzulande auch viele Kommunen – allen voran die Gemeinde Wien.
Es zeigt: Der Brexit betrifft alle – manche unmittelbar, viele vermutlich erst in absehbarer Zeit. Wer von dem „Nein“ der Briten zu Europa profitieren will, kann zumindest einen billigen Urlaub in Großbritannien buchen. Das Pfund ist billig. Und die Grenzen noch offen – noch.

(red./Hofer)

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