Der Jobmarkt und seine Problembären

Die Arbeitsmarktpolitik versagt bei älteren Arbeitnehmern und Migranten.

Vor wenigen Monaten noch war Österreich Europameister in Sachen niedriger Arbeitslosigkeit. Jetzt liegen wir auf Platz neun. Atemberaubend, wie wir im EU-Vergleich nach unten durchgereicht werden. Was ist da los?

Ein Blick auf die Arbeitsmarktstatistik zeigt: Das liegt an zwei Problemgruppen. Bei den über 50-Jährigen und bei Arbeitskräften mit nicht österreichischer Staatsbürgerschaft nimmt die Arbeitslosigkeit in sehr hohem Tempo zu.

Da wird es jetzt Zeit, die rosa Brille abzunehmen und die Probleme direkt anzusprechen. In beiden Bereichen sehen wir nämlich gewaltige Unterschiede zwischen Schein und Sein. Bei Umfragen betont die Mehrheit der Unternehmen, wie wichtig es ist, ältere Arbeitskräfte in Arbeit zu halten und von ihrem angehäuften Wissen zu profitieren. Aber nur sehr wenige stellen über 50-Jährige ein.

Dasselbe bei Migranten: Vor ein paar Tagen ist eine Umfrage veröffentlicht worden, derzufolge 82 Prozent der heimischen Unternehmen Flüchtlinge mit Arbeitserlaubnis einstellen würden. Aber nur ein Prozent hat das bisher getan. Da stimmt doch etwas nicht.


Den Unternehmen kann man daraus keinen Vorwurf machen (außer natürlich den, dass sie bei Umfragen flunkern, was das Zeug hält): Sie müssen, so sie überleben wollen, zuerst an betriebswirtschaftliche Kriterien denken, dann erst an soziale. Wenn es also beispielweise nicht möglich ist, Lebensarbeits- und Verdienstkurven an Lebensleistungskurven anzupassen, dann haben Ältere eben ein Problem. Und wenn eine falsche Migrationspolitik (und ja, auch der größere Teil der Flüchtlingswelle fällt schlicht unter Migration) zu einem überproportionalen Zuzug schlecht bis gar nicht qualifizierter Arbeitskräfte führt, dann ist das eben trotz aller schönen Absichtserklärungen ein schlichter Zuzug in die Arbeitslosenstatistik.

Hier sollten sich endlich die Sozialpartner über die Altersbeschäftigung und Migrationspolitiker über kontrollierten Zuzug Gedanken machen. Geht anderswo ja auch. Wenn nicht, werden wir uns bald in den unteren Bereichen der EU-Arbeitslosenstatistik wiederfinden.

josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.10.2016)

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