Die Challenge des Präsidenten Hundstorfer

Die Sportförderung ist eine gute Trainingswiese für die Förderreform.

Jetzt wird er doch noch Präsident. Noch dazu früher als der Sieger aus dem Duell seiner Ex-Konkurrenten Hofer und Van der Bellen: Rudolf Hundstorfer wird nach menschlichem Ermessen am kommenden Freitag zum Präsidenten der österreichischen Bundessportorganisation (BSO) ernannt.

Ein deutliches Signal in Richtung der von Sportminister Doskozil im vergangenen Sommer verkündeten Entpolitisierung des Sports und der Sportförderung.

Äh, nein, meinen Sie? Gut, wir wollen hier nicht herummäkeln. In dieser Position braucht es eben einen palavergestählten Politiker und Gewerkschafter, hat er doch unter seinem Dach unter anderem die völlig unabhängigen und politikfernen Sportverbände Askö (SPÖ), Union (ÖVP) und ASVÖ (FPÖ) zu koordinieren.

Und natürlich hat er sich über den Bundessportförderungsfonds auch um den „nicht staatlichen Teil“ der Sportförderung zu kümmern. Um den staatlichen kümmern sich, so schlank kann Verwaltung sein, lediglich vier Ministerien und neun Landesregierungen...

Diese Sportförderung ist ein klassisches Abbild der heimischen Förderungslandschaft im Kleinen: Der Rechnungshof attestierte ihr vor ein paar Jahren eine „komplexe und wenig transparente Förderungslandschaft“, das „Fehlen von operativen Zielsetzungen und Förderungsschwerpunkten“, eine „beeinträchtigte Effizienz“ und eine unsinnige Überschneidung der Tätigkeitsbereiche der „mit bedeutenden öffentlichen Mitteln geförderten Dach- und Fachverbände“.

Hat da jemand „Sauhaufen“ gemurmelt? Ich muss schon bitten: In der Zwischenzeit ist ja da und dort (unter anderem durch die Gründung des Sportförderungsfonds) ein wenig gestrafft worden. Und schöne Absichtserklärungen gab es auch zuhauf.

Da tut sich jetzt ein nettes Betätigungsfeld für den neuen „Präse“ auf. Er könnte einmal versuchen, gemeinsam mit dem eigentlich zuständigen Sportminister – Hans Peter Doskozil – ein wirklich sinnvolles und brauchbares Fördersystem als Blaupause für die große Staatsförderungsreform zu entwerfen. Denn es geht hier um nicht einmal ein Prozent des österreichischen Gesamtfördervolumens, also um Peanuts. Noch dazu überwiegend nicht aus normalen Steuermitteln, sondern aus solchen der „Deppensteuer“ (Lotto, Toto etc.). Eine ideale Trainingswiese für die große Reform also. Sportler würden sagen: „Gemmas an!“


josef.urschitz@diepresse.com

(Print-Ausgabe, 22.10.2016)

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