Dr. Zocker und Mr. Sparefroh im Alpenland

Beim Umgang mit Geld sind die Österreicher ein bisschen schizophren.

Österreicher sind beim Umgang mit Geld extrem risikoavers, sagt die Notenbank: Sie legen das, was ihnen vom schrumpfenden Realeinkommen übrig bleibt, überwiegend aufs real negativ verzinste Sparbuch. Nach dem alten Beamtenmotto „Am Ersten nix, am Letzten nix, das aber fix“.

Seltsam: Auf der anderen Seite sind die Österreicher wieder extrem risikobereite Zocker: Sie haben etwa, bevor ihnen das von der Nationalbank abgedreht wurde, weit überproportional Fremdwährungskredite genommen, also eine wüste, langfristige Doppelspekulation auf Währungen und Zinsen betrieben. Und jetzt ist der Anteil an variabel verzinsten Immobilienkrediten mehr als doppelt so hoch wie im Europa-Schnitt. Also eine wilde, langfristige Zinsspekulation ohne Netz.

Das sieht in Sachen Finanzen ein bisschen sehr nach gespaltener Persönlichkeit aus. Oder nach mangelndem Finanzwissen, das einen zwingt, populistischen Politikern („Aktienkäufer sind miese Spekulanten“) und gewissenlosen Bankberatern („Die Zinsen bleiben noch laaaaang bei null, da kann überhaupt nichts passieren“) zu glauben.

Vielleicht sollte man da ganz unten ansetzen. Dort, wo vollkommen ahnungslose Autoren („Die Inflationsrate misst den Wohlstand“) substanzlosen Mist als Wirtschaftskunde-Schulbuchschreiber verzapfen dürfen.

josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.10.2016)

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