Luxus und Stütze passen nicht zusammen

Ankaufsprämien für E-Autos floppen nicht ohne Grund.

In Deutschland ist die Ankaufsprämie für Elektroautos ein Totalflop: In den ersten fünf Monaten wurden 3300 Anträge gestellt, im Oktober waren es 700. Nur so zum Vergleich: In diesem Monat wurden 262.724 konventionelle Pkw abgesetzt.

Das Ganze ist kein Wunder: E-Autos leiden an lächerlichen Reichweiten, die Ladestruktur ist löchrig, die Kosten liegen sowohl in der Anschaffung als auch im Betrieb zumindest für Private sehr deutlich über „Verbrennern“. Außer man rechnet sich das Ganze schön, indem man beim Strom, wie das häufig geschieht, nur die reinen Energiekosten nimmt und zudem die Akkukosten unter den Tisch fallen lässt. Diese reichen von 100 Euro Batteriemiete im Monat in der unteren Mittelklasse bis zu 29.000 Dollar für ein Akku-Tauschpack bei Tesla.

Andersherum: E-Autos sind auf dem Massenmarkt noch nicht konkurrenzfähig. Kein Wunder, dass die Konsumenten die angebotenen 4000 Euro für den Ankauf so heftig verschmähen.

Und da das Ganze beim Nachbarn ein so enormer Flop ist, muss man das in Österreich natürlich unbedingt nachmachen. Denn auch hier will man offenbar eine bundesweite E-Ankaufsprämie einführen.
Wenn die Aktion, so wie in Deutschland, mit 60.000 Euro gedeckelt ist, wird es nichts: Es gibt noch kein Auto unter diesem Preis, das etwa von der Reichweite her massentauglich wäre. Wenn es keine Deckelung gibt, wird es krass. Sehr demagogisch zugespitzt: Der Billa-Verkäuferin Lohnsteuer abzunehmen, um damit Autos, die 70.000 bis 140.000 Euro kosten, zu subventionieren, ist einfach obszön. „Luxus und Stütze passen nicht zusammen“, hat Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking dazu gesagt.

Das heißt natürlich nicht, dass E-Mobilität keine Anstoßförderung verdient: Investitionen in die Ladeinfrastruktur, in die Forschung, in die Produktionsumstellung beispielsweise in der Zulieferindustrie sind sehr sinnvoll.
Aber Ankaufsprämien? Wenn es der Industrie, was durchaus möglich ist, bald gelingt, konkurrenzfähige Fahrzeuge anzubieten, wird der Verkauf auch ohne Prämie boomen. Wenn nicht, ist die Förderung ohnehin rausgeschmissenes Geld.

josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.11.2016)

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