Auf dem Weg zur „Dieselbrache“

E-Autos per Quote in den Markt zu drücken ist eine reichlich abstruse Idee.

Elektroautos gehört wahrscheinlich die Zukunft, aber derzeit sind sie Ladenhüter: In Deutschland wurden im vergangenen Jahr trotz üppiger Förderung gerade 11.400„Stromer“ neu zugelassen. Und mehr als drei Millionen „Verbrenner“.

Heuer soll der Verkauf von E-Autos um 50 Prozent zulegen. Dann wären wir bei 17.000 – von mehr als drei Millionen. Die Volksabstimmung in den Verkaufshallen bringt also ein recht eindeutiges Ergebnis.

Die deutsche Umweltministerin will das jetzt nach chinesischem Vorbild mit einer verpflichtenden E-Auto-Quote für die Industrie ändern. Gute Idee, Quoten haben zur Marktsteuerung ja immer hervorragend funktioniert. Der Milchbauer Ihres Vertrauens wird Ihnen das gern bestätigen.

Und wenn es auch mit Quote nicht klappt – ja dann machen wir halt eine richtige E-Auto-Marktordnung. So nach dem Muster der erfolgreichen EU-Agrarpolitik. Mit „Dieselbrache“ für stillgelegte Motorenfabriken, „Intervention“ aus Steuergeld, falls die Produzentenpreise zu tief fallen, und – die österreichische Variante – Sozialversicherungsrabatt für Tesla-Fahrer. Schließlich geht ja nicht einmal die Hälfte des EU-Budgets für Agrarbeihilfen drauf. Die andere Hälfte wäre noch frei.


Im Ernst: Man sollte Marktinterventionisten wie die deutsche Umweltministerin dringend daran hindern, einen funktionierenden Markt per Staatseingriff zu stören. Das macht auf Dauer nur – dafür liefern die Agrarier ein schönes Beispiel – Markt und Produzenten kaputt und kostet die Steuerzahler eine schöne Stange Geld.

Dass E-Autos derzeit ein Nischenprodukt und für den Massenmarkt offenbar nicht tauglich sind, hat ein paar handfeste Gründe, die sich mit Quoten nicht beseitigen lassen. Die zwei wichtigsten heißen sehr kleine Reichweite und sehr hoher Preis.

Sobald die Industrie diese Relation umgedreht hat, und das wird ihr hoffentlich bald gelingen, werden sich die „Stromer“ ganz von selbst verkaufen. Denn in ihrem Preis inbegriffen ist ja nicht nur ein Fahrzeug, sondern auch noch ein sexy Innovations- und Umweltimage. Das zieht eindeutig mehr als die Quotenträume einer Ministerin.

josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.01.2017)

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