Die Investoren beweinen den Verlust ihres Showmasters. Doch der Konzern ist gerüstet.
Kommentar
Seine Krankenakte ist nichts für die schwachen Nerven der Aktionäre. Wie schon 2009 fielen sie auch gestern aus allen Wolken, als Apple-Chef Steve Jobs mitteilte, dass er sich vorübergehend vom Tagesgeschäft verabschiede. Seit der Konzerngründer und -Wiederbeleber an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt ist, schwankt der Aktienkurs der beinahe teuersten Firma der Welt mit der Zahl seiner Arztbesuche. Am Montag waren es fast zehn Prozent minus.
Ist das berechtigt? Nein. Obwohl es gern so dargestellt wird: Apple ist kein Einmannbetrieb. 40.000 Menschen arbeiten weltweit am Erfolg des Elektronikkonzerns. Die überwiegende Mehrheit von ihnen kennt Steve Jobs nicht besser oder schlechter als Sie und ich. „Face-Time“ mit dem Apple-Boss ist auch in Cupertino rar. Intern führt die Geschäfte ohnedies seit Jahren Tim Cook, der nunmehr ein drittes Mal auch offiziell für den erkrankten Apple-Chef einspringen darf. Für die allermeisten Mitarbeiter wird sich also durch den Abgang nichts ändern. Auch strategisch ist der Konzern gut aufgestellt. Mit dem iPhone hält Apple den Attacken von Google und RIM stand. Für das iPad, den ersten Tablet-Computer mit Erfolg, fehlt jede Konkurrenz.
Solange Jobs nicht stirbt – und Apple so seinen Visionär verliert –, werden auch die Aktionäre ein kurzes Abtauchen ihres liebsten Showmasters verschmerzen. So wie 2009: Sechs Monate ließ der Apple-Chef die Geschäfte ruhen. Der Kurs der Apple-Aktien stieg in der Zeit um 67 Prozent.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.01.2011)