Mündelsichere Pleiteanleihen

Staatliche Regulatoren haben die Krise in Griechenland nicht ausgelöst. Aber verschärft.

Was wollten wir nicht alles aus der Finanzkrise lernen. Nie wieder sollten Steuerzahler für spekulierende Banken zahlen müssen. Nicht einmal zwei Jahre später ist klar, dass genau das passieren wird. Vor der Pleite zu bewahren ist zwar auf den ersten Blick keine Bank, sondern Griechenland. Ein Staat, der es nach dem Eurobeitritt richtig krachen ließ und alle Schleusen öffnete, um sein Volk einmal richtig zu verwöhnen.

Wird Athen nicht geholfen, fallen europäische Großbanken und deren Kunden um jene Gelder um, die sie den Hellenen geliehen haben. Warum sie das getan haben? Weil sie von staatlichen Regulatoren gedrängt wurden, Geld aus riskanten Veranlagungen abzuziehen und es in „sichere“ Staatspapiere zu stecken.

Vergeben Banken Kredite an florierende Firmen wie Volkswagen, müssen sie rund acht Prozent der ausgeliehenen Summen mit Eigenkapital abdecken. Leihen sie das Geld Griechenland oder Portugal, müssen sie keinen Cent zur Seite legen. Mit der Generalhaftung der Eurostaaten wurden die Anleihen maroder Länder auch noch zu einer „mündelsicheren“ Anlage.

Womit sich der Teufelskreis schließt: Wird nicht gezahlt, schlittert Griechenland in die Pleite und mit ihr einige Banken, die dann von den Steuerzahlern aufzufangen wären. Wird gezahlt, büßen die Steuerzahler in den Geberländern für die prassenden Pleitestaaten. Genau so haben wir uns eine staatliche Regulierung der Finanzmärkte schon immer vorgestellt.

franz.schellhorn@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.04.2011)

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