Und jetzt auch noch Italien?

Eine Analyse von Standard & Poor's schockt Europa. Und das nicht ganz zu Unrecht.

Kommentar

Langsam, aber sicher werden sich wohl auch die zuversichtlicheren Gemüter mit dem wenig erfreulichen Gedanken anfreunden müssen, dass die Lage doch nicht so gut ist, wie von der Politik gern behauptet wird: Aus dem gerade vor der Pleite bewahrten Griechenland sickert die Nachricht durch, dass das Geld nur noch bis Mitte Juli reiche. Und in Italien ist die Regierung entsetzt über eine (nicht ganz unplausibel klingende) Analyse der Ratingagentur Standard & Poor's, die das Land im Schuldenstrudel versinken sieht.

Wie schon Griechenland, Portugal und Irland sieht sich nun auch Italien als Opfer unerfahrener Analysten. Die Lage der Staatsfinanzen sei keinesfalls schlimmer geworden, ganz im Gegenteil, vieles habe sich zum Besseren gewendet. Interessant. Denn mittlerweile ist Italien mit 1867 Milliarden Euro verschuldet, womit der Schuldenberg fast gleich hoch ist wie jener Deutschlands. Allerdings hat Italien ein Drittel weniger Einwohner und eine um knapp 20 Prozent schwächere Wirtschaftsleistung pro Kopf.

Statt permanent die Kritiker zu kritisieren, wäre es vermutlich hilfreicher, wenn die Eurogruppe für ihre Mitglieder möglichst rasch eine Studienreise nach Schweden organisierte. Dort wird nicht nur von Reformen geredet, sie wurden längst durchgezogen. Weshalb der Schuldenstand in Schweden schon im nächsten Jahr bei unter 30 Prozent des BIPs erwartet wird.

franz.schellhorn@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.05.2011)

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