Habakuks falsche Erben

Spart sich Griechenland zu Tode? So ist es: Bei Reformen wird viel zu stark gespart.

Es gibt Ökonomen, die reiben sich nun die Hände. Sie haben es ja gleich gewusst, die Rufer in der neoliberalen Wüste, diese Erben von Jesaja und Habakuk: Wer Griechenland zum Sparen zwingt, der treibt das Land in den Ruin.

Man muss sich „dem ungeschützten Kapitalismus des freien Marktes entgegenstellen, der die Gesellschaft zerreißt“, sagt auch Herr Reppas – und geht mit gutem Beispiel voran. Er ist nämlich (kein Scherz!) Athens Minister für Verwaltungsreform. Und hier liegt das wahre Problem: Die griechische Wirtschaft bricht nicht deshalb ein, weil Spartyrannen aus Brüssel und Washington den Armen den letzten Euro aus der Tasche pressen. Das Defizit bleibt auch deshalb so hoch, weil immer mehr Arbeitslose weiter Hilfe bekommen (und das ist gut so). Bei den Reformen aber tut sich nichts (und das ist sehr schlecht so). Beamte werden versetzt, nicht abgebaut. Friseure, Taxler und Sirtaki-Lehrer bleiben vor Konkurrenz geschützt. Immerhin, bei der Privatisierungsagentur wird eisern gespart: Für sie gibt es keine Computer. Deshalb hat sie vom unproduktiv brachliegenden Staatsschatz noch fast gar nichts verkauft.

Nur mehr Wettbewerbsfähigkeit brächte Vertrauen und Wachstum zurück. Irland und Spanien zeigen es vor. Und die Propheten? Besinnen wir uns der biblischen Bräuche. Schicken wir sie in die Wüste.


karl.gaulhofer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.09.2011)

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