Die Einäugigen und die Blinden

Österreichs Wirtschaftspartei will den Griechen helfen. Das kann ja lustig werden.

Ein Durchbruch kündigt sich rund um die verfahrene Situation Griechenlands an. Seit Monaten bringen die Hellenen EU, EZB und IWF mit ausbleibenden Privatisierungen, verpassten Reformen und einer eher uneinsichtigen Polit-Elite zur Weißglut. Doch damit ist nun Schluss. Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner schickt seine Experten in Richtung Süden, um die Griechen aus ihrem Schlamassel zu befreien.

Gelingen soll das „durch eine Ankurbelung der Wirtschaft“. „Kaputtsparen“ dürfe man das arme Griechenland keinesfalls. Nun ist die These der Konjunkturankurbelung durch ewiges Schuldenmachen hierzulande hinlänglich bekannt (wie gut das funktioniert, beweist die nächste Krise, die vor der Tür steht). Aus dem Mund des Wirtschaftsministers der (früheren) Wirtschaftspartei ÖVP überrascht sie aber doch ein wenig. Man muss Mitterlehner zugute halten, dass die Wirtschaft in Österreich im Vergleich zur Eurozone überdurchschnittlich wächst. Das würde auch Griechenland helfen. Doch bezweifelt kaum noch jemand, dass die Hellenen ohne umfangreiche Sparpakete den Kopf aus der Schlinge ziehen können. Herr Mitterlehner mag ein wenig anderer Meinung sein, die Troika aus EU, EZB und IWF aber nicht, weshalb sie auch die nächste Tranche zu blockieren droht.

So gesehen könnte die „Unterstützung“ Griechenlands durch Österreich durchaus lustig werden. Ob das die Troika auch so sieht?

stefan.riecher@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.09.2011)

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