Schlechter Rat kommt teuer

(c) AP (Chris Carlson)
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Die USA als Lehrmeister der EU? Bloß nicht. Auch wenn Obamas Analyse stimmt.

Die USA erproben eine neue dominante Rolle: Sie klopfen Europas Politikern nach Herzenslust auf die Finger. Präsident Obama zürnt, weil die überseeische Schuldenkrise die Welt in Angst versetzt. Sein Finanzminister Geithner drängt einen Rat auf, der verdammt teuer käme: eine kollektive EU-Haushaltssanierung per Notenpresse. Recht hat er, rein spieltheoretisch: Spätfolgen müssten vor allem die Europäer ausbaden.

Wie aber reagieren die? Sie danken devot für die „konstruktive Unterstützung“. Der deutsche Schatzmeister Schäuble orakelt halbherzig, man müsse den Rettungsschirm „effizienter gestalten“, und weiß dann selbst nicht, was er damit meinen wollte. Und Griechenlands Premier gibt einen Gartenzwerg-Obama, über dessen „Yes, we can“ alle Welt voll Mitleid lächelt.

Dabei hat das Original recht: Die USA haben sich ihre Banken rasch und pragmatisch an die Brust genommen, saniert und sogar Geld damit verdient. Brüssel arbeitet noch an einer Richtlinie zum Thema, in Kraft treten wird sie wohl pünktlich zur übernächsten Krise. Freilich haben in Europa Kreditinstitute eine größere Bedeutung. Umso schlimmer, wenn sie ihre Stärke gegenüber orientierungslosen Politikern voll ausspielen können. In der Schweiz ist die Bilanzsumme der Banken sogar viermal so groß wie das BIP. Aber bei aller Gefahr: Schweizer Politiker handeln. Können wir daraus etwas lernen? Yes, we can.

karl.gaulhofer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.09.2011)

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