Hilft's nicht, schadet's nicht

Aufsichtsräte können bei Einführung von Frauenquoten nur besser werden.

Nachdem der Aufruf zur freiwilligen Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen weitgehend ungehört verhallt ist, plant die EU-Kommission nun eine gesetzliche Regelung. Sie selbst sei zwar keine große Anhängerin von verpflichtenden Quoten, nur diese würden jedoch zu konkreten Ergebnissen führen, meint die zuständige EU-Kommissarin Viviane Reding.

Nun ist ein staatlicher Eingriff in die Struktur privater Unternehmen grundsätzlich mit großer Skepsis zu betrachten. Und in der operativen Geschäftsführung – etwa bei Vorständen – muss es auch künftig jeder Firma selbst überlassen sein, welche Personen über das Schicksal von Mitarbeitern und eingesetztem Kapital entscheiden. Eine Regelung wie in Frankreich, wo die Quote auch diesen Bereich betrifft, ist also ganz klar abzulehnen.

Anders sieht die Sache aus, wenn es sich lediglich um Aufsichtsräte handelt. Diese bestehen derzeit häufig aus sogenannten „old boys networks“ – also Seilschaften von mehr oder weniger befreundeten Vorständen, die jeweils im Aufsichtsrat der anderen sitzen. Dass kritisches Hinterfragen der Vorstandstätigkeit dabei als unangemessen empfunden wird, sieht man nicht zuletzt an den Wirtschaftsskandalen der vergangenen Jahre, bei denen die Aufsichtsräte oft an die berühmten drei Affen (nichts hören, nichts sehen, nichts sagen) erinnert haben.

Ein Durchbrechen dieser Netzwerke – auch wenn es durch eine gesetzliche Quote erfolgt – ist sicher kein Nachteil. Selbst wenn die Folge sogenannte „golden skirts“ sind, also eine Gruppe von Rechtsanwältinnen, die nur noch von der Kumulation lukrativer Aufsichtsratsposten lebt. Dass dadurch mehr Frauen Bereichs- oder Abteilungsleiterinnen werden (dort beginnt der männliche Überhang meist), darf aber bezweifelt werden.

jakob.zirm@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.03.2012)

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