Darf der Heini, was bei Amazon verdammt wird?

Finanzrebell Heini Staudinger will durch einen skurrilen Trick die Lohnsteuer umgehen. Schlussendlich ist das simple Abgabenhinterziehung.

Die Idee ist so skurril, dass Heini Staudinger die Sympathiewerte auf seiner Seite haben dürfte. Denn Skurriles mag der Österreicher ja grundsätzlich. Staudinger will seinen Mitarbeitern mehr Geld zahlen. Nicht allen, aber allein erziehenden Müttern. Denn diese sind – so Staudinger – das ärmste Glied der Gesellschaft. Nun könnte er diesen Mitarbeiterinnen einfach mehr Geld zahlen, möchte man meinen. Aber weit gefehlt.

Staudinger hat sich nämlich durchgerechnet, wie viel er zahlen müsste, damit auf dem Konto bei seinen Mitarbeiterinnen auch etwas Substanzielles ankommt. Und das ist ziemlich viel. So erhöhen sich bei einer Steigerung des Bruttolohns einer Mitarbeiterin um 100 Euro die Lohnkosten um 131 Euro, rechnet Staudinger im „Kurier“ vor. Die Mitarbeiterin hat schlussendlich aber nur 52 Euro netto mehr auf dem Konto. 79 Euro behält sich der Staat. Und das sei schlichtweg untragbar. In diesem Punkt ist Staudinger auch unumstritten recht zu geben.

Wie sieht nun aber die Lösung von Staudinger aus? Eine echte Initiative zur Senkung der Lohnnebenkosten innerhalb der Wirtschaftskammer (dem Vernehmen nach gibt es dort ja Menschen mit ganz guten Kontakten zur Politik) anzetteln? Eine Staudinger-Partei, die mit diesem Programm für den Nationalrat kandidiert? Nein. Er gründet die Formel Z.

In der Formel Z treten Kinder mit Fahrrädern und Tretrollern gegeneinander an. Und dafür erhalten sie eine Gage. Diese kommt von Staudinger, und fällt in seiner Firma unter das Kapitel Marketingausgaben. Die Kinder, die nun in der Formel Z fahren, sind zufällig die Kinder seiner Mitarbeiterinnen. So einfach spart man sich Lohnsteuer und Lohnnebenkosten, meint man im Waldviertel.

Staudingers Aktion wirkt auf den ersten Blick erfrischend. Und sein Rechenbeispiel sollte auch den härtesten Verfechter eines Susi-Sorglos-Staates dazu bringen, sich zu überlegen, wie hoch der Preis dafür ist, den alle arbeitenden Menschen hierzulande zahlen müssen. Doch im Endeffekt ist auch die skurrile Staudinger-Idee nichts anderes als ein simpler Trick um Steuern zu hinterziehen. Genau so ein Trick, wie er von großen Konzernen wie Amazon angewandt wird, wo Gewinne halt intern hin- und hergeschoben werden, sodass sie schlussendlich in Steueroasen anfallen. Eine Vorgehensweise, die von den meisten Staudinger-Sympathisanten wohl nicht gutgeheißen wird.

Denn auch wenn keiner gerne Steuern zahlt: Sie einfach zu umgehen, ist wohl etwas zu billig. Legitim ist nur, sich dafür einzusetzen, dass sie gesenkt werden – für alle. Etwa auf dem Stimmzettel. Ende September gibt es ja wieder diese Möglichkeit.

Steuerexperten geben Staudingers Formel Z übrigens kaum eine Chance auf Realisierung. Aber egal, ob die Mini-Vettels ins Rennen geschickt werden oder nicht: Heini Staudinger hat seine Schuhe wieder in der Pole Position stehen. Aber Werbung in eigener Sache ist ganz sicher das Letzte, was Heini im Sinn hat.

E-Mails an: jakob.zirm@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.08.2013)

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