Wer Konzerte hören möchte, muss warten. Oper und Musical starten

Wer durch die Wiener Innenstadt schlendert, gewinnt den Eindruck, die Prominenz des internationalen Musiklebens sei schon lang vor Beginn der Spielzeit im Lande.

Es ist fast wie Schulbeginn – nur schöner. Während die Festspielsaison sich immer weiter in den September hinein ausdehnt und das Konzertleben in der Musikstadt immer später beginnt, sperren die Opernhäuser pünktlich mit Septemberbeginn wieder auf. Also, fast pünktlich. Mit dem Axiom, dass schon am 1.September eine Vorstellung stattfinden müsse, hat ja bereits Ioan Holender aufgeräumt.

Die Staatsoper setzt im Herbst – nach viel Wagner im Frühjahr – zu einer Verdi-Hommage an, die nicht zuletzt die jüngst in Salzburg umjubelte Sopranistin Anja Harteros nach Wien zurückbringt. Als Elisabetta, wie im Festspielhaus, zuvor aber bereits an José Curas Seite als Desdemona.

Im Übrigen gehört nicht viel dazu, vorherzusagen, dass das Staraufgebot im Haus am Ring wieder für volle Kassen sorgen wird – was Intendanten unbedeutender Opernhäuser weiter südlich zu Schmähreden inspiriert. Füchse, denen die Trauben zu sauer sind, gibt es en masse...

Eine Überraschung avisiert die Volksoper zum Saisonstart. Zur Premiere von „Sweeney Todd“, mit dem das Musical-Repertoire um ein veritables Gruselstück erweitert wird, erwartet man den Besuch des Autors, Stephen Sondheim (83)!

Schon da zu sein scheint die Crème de la Crème des internationalen Musikbusiness. Diesen Eindruck gewinnt, wer durch die Innenstadt flaniert. Tenor Roberto Alagna und Bayreuth-Herrin Katharina Wagner speisen genüsslich – wenn auch an weit voneinander entfernten Tischen– im selben Schanigarten. Die Komponisten-Urenkelin traf man an der Seite des Wiener Dirigenten Roberto Paternostro, der so viel verriet: Es gab ein Vorsingen. Woraus man schließen darf, dass künftige Festspielhelden auch in Wien rekrutiert werden.

Staatsopernchef Dominique Meyer, der längst auch wieder über die Herrengasse in sein Direktionsbüro schlendert, freut sich derweilen nicht nur über das Kommen von Angela Gheorghiu und Co. in den kommenden Tagen, sondern verweist darauf, dass auch weitere junge Sänger für Blutauffrischung sorgen. Und dass die Staatsoper mit einer von Adam Plachetka angeführten, reinen Ensemble-Besetzung Mozarts „Figaro“ als Gastspiel in Hamburg zeigen wird.

Mit von der Partie eine der „Neuerwerbungen“, die Sopranistin Hila Fahima, die jüngst den von Michael Schade präsidierten Wettbewerb „Stella Maris“ (15.000 Euro Preisgeld) gewann. Sie singt die Barbarina. Bei „Stella Maris“ müssen die Kandidaten sich nicht nur im Musiktheater-Genre beweisen, sondern auch als Oratorien- und Liedinterpreten.

Plácido Domingo setzt auf Oper pur. Den ersten Preis seiner „Operalia“ teilen sich 2013 die russische Sopranistin Aida Garifullina und der chinesische Bassbariton Ao Li (je 30.000 Dollar). Spannend: Bei „Operalia“ fand sich diesmal eine Vertreterin der raren Spezies Kontraalt. Sie kommt aus England, heißt Claudia Huckle und ersang den Birgit-Nilsson-Sonderpreis. Man wird von ihr wohl spätestens hören, wenn es gilt, wieder einmal die Gaea in Richard Strauss' „Daphne“ neu zu besetzen...

wilhelm.sinkovicz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.09.2013)

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