Kulturleben in Südfrankreich? Nicht ohne uns!

Eröffnet Aix-en-Provence einen Konservatoriumsneubau, ist das Musikland Österreich mit von der Partie

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Das Kulturhauptstadtprojekt gehört zu den rätselhaften Erfindungen der EU. Aber Städte, die diesen Status zugewiesen bekommen, sitzen an den Euro-Trögen. Was wiederum dazu führt, dass zum Teil arg heruntergekommene Viertel sich in Perlen verwandeln. Das hat schon Methode.

So präsentierte sich der Hafen von Marseille über Jahrzehnte hin nicht gerade ansehnlich – und war in manchen Teilen über lange Zeit gar nicht zugänglich. Wer der französischen Stadt heute einen Besuch abstattet, traut seinen Augen nicht.

Am schönsten ist es, mit dem Zug anzukommen. Schon in der blitzsauberen, frisch renovierten Vorhalle wartet die ersten Überraschung. Dank einer Initiative der französischen Kulturministerin steht dort – als Teil einer das ganze Land umspannenden Aktion – ein Klavier. Sagen Sie nicht, da spiele doch keiner. Die Chance, dass dort jemand gerade Satie spielt, wenn Sie ankommen, ist offenbar groß. Wir hörten eine der „Gymnopaedien“ – und das gar nicht so schlecht.

Dann genießt man vom Vorplatz den atemberaubenden Blick auf die Metropole, ein Überraschungseffekt, der nur mit jenem vergleichbar ist, den Santa Lucia in Venedig bietet. Auch das hat nichts mit der „Kulturhauptstadt“ zu tun. Aber man ist schon nah dran. Zwei U-Bahn-Stationen weiter präsentiert sich der in jeder Hinsicht renovierte Vieux Port als veritable Kulturmeile – und hier freut man sich, dass Österreich auf seine Weise Anteil hat. Und das quasi auf Schritt und Tritt. Das österreichische Kulturforum hat sich für eine Aktion starkgemacht, die nach dem Vorbild der einstigen Linzer Aktion „in situ“ an die tausenden und abertausenden Flüchtlinge erinnert, die von hier aus ihre Reise in die Freiheit antreten konnten – darunter findet sich etwa der Name Alma Mahlers. In den Boden eingelassen, wird auch er verwittern, wie alle anderen, doch nicht ohne uns im Kulturhauptstadtjahr zu erinnern. Das ist der Zweck.

Unserem Kulturforum gelang es auch, das Musikland Österreich anlässlich der Eröffnung des Neubaus des nach Darius Milhaud benannten Konservatoriums von Aix-en-Provence prominent zu platzieren: Gabriele Proy komponierte ein Auftragswerk, das vom Salzburger „MozARTE“-Quintett im allerersten professionellen Konzert im neuen Konzertsaal aus der Taufe gehoben wurde. Bei vollem Haus und begeistertem Applaus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.10.2013)

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