Josep Guardiola, der Freiheitskämpfer

Der Startrainer des FC Bayern München unterstützt immer noch die katalanischen Separatisten.

Auch wenn sie nicht gerade am Zug sind, so war und ist der FC Bayern München immer ein Gesprächsthema. Um Uli Hoeneß wird es erst irgendwann einmal nach Ostern ruhiger werden, so richtig auf die Pauke hauen will der Rekordmeister am heutigen Samstag. In der 51-jährigen Klubgeschichte könnte der früheste Titel aller Zeiten eingefahren werden – unter der Voraussetzung, dass der überlegene Tabellenführer beim FSV Mainz 05 gewinnt und zeitgleich Borussia Dortmund (in Hannover) und der FC Schalke 04 (in Braunschweig) nicht. Im Vorjahr sind die Bayern übrigens erst zwei Spieltage später nicht mehr vom Thron zu stoßen gewesen.

Startrainer Josep „Pep“ Guardiola beschäftigte sich in dieser Woche aber nicht mit dem möglichen Titelgewinn. Und auch noch nicht mit Manchester United, dem nächsten Gegner in der Champions League. Der Spanier ist ein glühender Verfechter der Loslösung seiner Heimat Katalonien vom spanischen Zentralstaat. „Katalonien“, sagt er, „ist meine Heimat. Und Katalonien ist nicht Spanien.“

In spanischen Medien ist dieser Tage ein Video veröffentlicht worden, zu sehen und zu hören ist Pep Guardiola. Der Bayern-Fußballlehrer tritt mit anderen katalanischen Prominenten vor die Kamera und fordert „das Recht auf Unabhängigkeit und Selbstbestimmung“. Initiiert wurde die ganze Sache von der ANC, der Assemblea Nacional Catalana. Eine Bürgerinitiative, die sich für die Unabhängigkeit der autonomen Region Katalonien einsetzt. Sprachlich hebt man sich von den Spaniern ab, auch kulturell – und ökonomische Hintergründe gibt es freilich auch. Denn ein Fünftel des Bruttosozialproduktes des Landes wird von den Katalanen erwirtschaftet.

Guardiola wagt sich also aufs politische Parkett. Nicht erst, seitdem er in München arbeitet und lebt. Videobotschaften („Eine Stimme mehr für die Unabhängigkeit“) hat er auch während seiner (Aus-)Zeit in New York verschickt. Beispielsweise am Nationalfeiertag vor zwei Jahren.

Die Katalanen sind ein stolzes Volk, das kann auch Hans Krankl, der ehemalige Barcelona-Legionär, bestätigen. Der einstige Barça-Präsident, Joan Laporta, ist für die von ihm mitgegründete Separatistenpartei Democracia Catalana im Regionalparlament gesessen. Das hat den Klubchef im übrigen Spanien nicht sonderlich beliebt gemacht.

Mit Josep Guardiola haben die katalanischen Separatisten nun ein neues prominentes Gesicht. Das katalanische Parlament etwa hat dem Startrainer bereits 2013 die Ehrenmedaille verliehen. Seine Worte damals: „Wenn wir alle früh aufstehen und hart arbeiten, dann sind wir unaufhaltsam.“ Wie Guardiola mit dem FC Bayern München.

E-Mail:wolfgang.wiederstein@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.03.2014)

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