Das Silicon Valley wird zum Silikon Valley

Der Jugendwahn in der kalifornischen Technologiehochburg hat einen Boom bei Schönheits-OPs ausgelöst.

Das Silicon Valley hat zwei Fetische: Geld und Jugend. Viele der bekannten Größen feiern ihre Erfolge in ihren frühen Zwanzigern. Als Mark Zuckerberg Facebook gründete, war er 20 Jahre alt. Mit 28 brachte er Facebook an die Börse, heute ist er Multimilliardär. Zuckerberg kann sich Aussagen wie „Junge Menschen sind einfach klüger“ leisten. Ohne Auto und Familie sei es einfacher, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, sagte Zuckerberg 2007 an der Universität Stanford.

Mit dieser Ansicht ist er nicht allein. Kaum irgendwo in Amerika werden ältere Menschen stärker diskriminiert als im Silicon Valley, schreibt das US-Magazin „The New Republic“. Nicht nur unter Investoren gilt: Bist du kein Mittzwanziger, der gerade die Elite-Uni geschmissen hat, sind die Aussichten auf eine Finanzspritze schlecht. Die Anstellungspolitik der Unternehmer ist ähnlich gestrickt. Als Programmierer gilt man im Valley mit 35 Jahren als relativ alt. „Wir wollen Menschen, die ihre beste Arbeit vor sich haben, nicht hinter sich“, zitiert „The New Republic“ das Bewerberprofil einer IT-Firma in Santa Clara. Unerfahrenheit, Neugierde, jugendlicher Wagemut und Risikofreude zählen – Lebens- und Berufserfahrung weniger.

Nicht, dass das im Rest der Welt anders wäre. Aber im Silicon Valley (das nach dem in Computern verwendeten Silizium benannt ist) gibt es eine hohe Dichte an gut verdienenden Menschen. Und wer Geld hat, kann es sich richten – oder zumindest seine Nase. Um vor den Jugendbanden in den Büros der Start-ups das Gesicht zu wahren, legen sich deshalb immer mehr Menschen unters Messer. Der Bericht zitiert einen Schönheitschirurgen in San Francisco, der sich dank des Jugendwahns nicht vor Aufträgen retten kann. Früher habe er vor allem betrogene Ehefrauen und frühere Highschool-Schönheiten operiert. Heute rennen ihm die vermeintlich in die Jahre gekommenen Techies die Türen ein, sagt Seth Matarasso. Weil das Silicon Valley männerdominiert ist, behandelt er mittlerweile mehr Männer als Frauen. Freitag sei sein stärkster Tag. Schließlich wolle sich niemand die Blöße geben, mit einem geschwollenen Gesicht arbeiten zu gehen. Am Montag sehen die Patienten dann wieder frisch aus – als hätten sie das Wochenende am Meer verbracht. Und um ein paar Jahre jünger. Matarassos Kunden werden immer jünger. Wer unter 30 sei, den schicke er aber weg.

Bleibt die Frage, was nun aus Mark Zuckerberg wird. Der feiert nämlich im Mai seinen 30er.

E-Mails: jeannine.hierlaender@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.03.2014)

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