Wenigstens Blatter hat Spaß daran

Der Fifa-Präsident hat erstmals offiziell bestätigt, noch eine Periode und damit bis 2019 im Amt bleiben zu wollen.

In Brasilien ist noch lange nicht alles, wie es sein sollte, rund vier Wochen vor Beginn der Weltmeisterschaft gibt es Proteste und auch ein weiteres Todesopfer im Zug von Stadionarbeiten ist zu beklagen. In Rio de Janeiro legte ein Busfahrerstreik den Verkehr lahm, man fordert höhere Löhne, in São Paulo organisierte ein Zusammenschluss mehrerer Bewegungen drei Anti-WM-Protestzüge. Auch in Belo Horizonte und Curitiba blockierten Demonstranten mit Barrikaden den Verkehr.

Der Präsident des Weltfußballverbandes regiert indes von seiner Heimat aus. Und jetzt ist es auch amtlich, dass Joseph S. Blatter noch lange nicht müde ist. Der mittlerweile 78-jährige Schweizer erklärte im Rahmen einer Podiumsdiskussion der Tageszeitung „Blick“ (seinem Haus- und Hofblatt), was ohnedies zu befürchten war. Blatter will sich eine weitere Amtszeit zur Verfügung stellen und sich im Mai 2015 beim Fifa-Kongress in Zürich noch einmal für vier Jahre zum Fifa-Präsidenten wählen lassen. „Ich will es machen, weil es noch nicht vorbei ist.“

Blatters Worte könnte man durchaus als Drohung interpretieren, wenn er ankündigt, den Fußball noch bis 2019 diktieren zu wollen. Er war immer schon einer, an dem Kritik mehr oder weniger abgeprallt ist, er lässt sich nicht so leicht aus dem Sattel heben. Da haben sich schon viele die Zähne ausgebissen. Und wer von Korruption spricht, der möge Beweise auf den Tisch legen.

Vier Perioden liegen hinter Joseph S. Blatter, das Fifa-Gewässer ist unruhig geworden, Schiffbruch hat er dennoch nicht erlitten. Kritiker nennen den Schweizer den Sonnenkönig. Dass die Weltverband viel an Glaubwürdigkeit verloren hat, irritiert Blatter offenbar keineswegs.

Die Vergabe der WM-Endrunden 2018 an Russland und 2022 an Katar haben dem Verband nachhaltig geschadet, letztlich wird das Turnier in Katar vermutlich ein Terminchaos in den europäischen Ligen auslösen, weil man dort im Sommer nicht Fußball spielen kann. Auf den WM-Baustellen herrschen obendrein menschenunwürdige Bedingungen.

Blatter ist bekannt dafür, dass er keine Berührungsängste kennt, er reibt sich mit und über Katar die Hände. Bisher gibt es offiziell einen Gegenkandidaten, es handelt sich dabei um den Franzosen Jerome Champagne. Kritiker meinen, er sei nur ein Blatter-Strohmann, dem man keine ernst zunehmenden Chancen einräumen kann.

Ob Michel Platini gegen Joseph S. Blatter in den Ring steigen wird, ist noch offen. Der Uefa-Boss hat immer wieder betont, seine Entscheidung erst nach der WM in Brasilien bekannt geben zu wollen.

Die beiden Rivalen sind einander in den vergangenen Monaten hauptsächlich mit verbalen Fouls begegnet. Jeder kocht seine eigene Suppe und ist bei den Methoden nicht gerade zimperlich.

E-Mail: wolfgang.wiederstein@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.05.2014)

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