Niemetz – oder die Firma ohne Namen

Heidi Chocolat darf „Niemetz Schwedenbomben“ herstellen. Niemetz nennen darf sich die Firma aber nicht.

Der Wert vieler Marken steht und fällt mit ihrem Namen. Dem Namen des Produkts und oft auch dem des Unternehmens. So ist der Firmenname Niemetz im kollektiven Gedächtnis untrennbar mit der Schwedenbombe verbunden.

Die Bekanntheit der Marke und die Affinität, die viele Österreicher zur Firma Niemetz haben, war auch einer der Hauptgründe, warum das von den Eigentümern heruntergewirtschaftete Unternehmen 2013 mit der Heidi Chocolat AG einen Käufer gefunden hat, der kolportierte 5,25 Mio. Euro für den komplett veralteten Produktionsstandort in Wien Landstraße und die Markenrechte für die „Original Niemetz Schwedenbomben“ hingeblättert hat. Damit konnten die Schulden der Familie Niemetz von 4,2 Mio. Euro zu 100 Prozent beglichen werden. Es blieb sogar noch ein hübsches Sümmchen übrig.

Dummerweise hat Heidi Chocolat bei dem Deal aber eines vergessen: sich die Rechte für den Firmennamen Niemetz zu sichern. Dem Vernehmen nach hat der zum Meinl-Imperium gehörende Konzern nach der Übernahme noch versucht, den Fehler auszubügeln und nachträglich den Namen Niemetz im Firmenbuch zu registrieren. Die ehemaligen Eigentümer haben dagegen aber Einspruch erhoben.

Die Firma Niemetz gibt es nämlich noch. Oder vielmehr das Rumpfstück, das nach der Übernahme übrig blieb. Ursula Niemetz und ihr Lebens- und Geschäftspartner Steve Batchelor betreiben unter dem Namen Niemetz eine Café-Konditorei in Salzburg. Und ließen mit folgender Ankündigung aufhorchen: „Es bestehen Pläne für eine zukünftige Weiterentwicklung und Produktion.“ Die Vermutung liegt nahe, dass ein Comeback auf dem Süßwarenmarkt geplant ist, vielleicht gar mit einem Konkurrenzprodukt zur Schwedenbombe. Auch nicht gerade erfreulich für Heidi. Wenigstens den Markennamen „Niemetz Schwedenbomben“ darf Heidi Chocolat in Kombination mit dem alten Logo verwenden. Was allerdings eher Verwirrung stiften dürfte, wenn die Firma, die die Schwedenbombe produziert, nicht Niemetz heißen darf.

Dazu kommt, dass die Produktion nächstes Jahr von Wien nach Niederösterreich übersiedelt. Ursula Niemetz hat den Wiener Standort kurz vor der Insolvenz verkauft. Da war für die Niemetz-Nachfolger, die nun nicht so heißen dürfen, einfach nichts mehr zu machen. Dabei hat Heidi Chocolat einiges in die Verbesserung des alten Standortes investiert. Dumm gelaufen eben.

E-Mails an:eva.steindorfer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.07.2014)

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