Keine Leistungen, keine Förderungen

Peter Schröcksnadel kündigt Veränderungen im Rio-2016-Kader an. „Sommersport muss professioneller werden.“

Peter Schröcksnadel ist bekannt dafür, keine halben Sachen zu machen. Den Skiverband, den führt der Tiroler streng und erfolgreich, viel Zeit investiert er in seinen zweiten sportlichen Nebenjob. Schröcksnadel ist Chefkoordinator des Sommersportprojekts Rio 2016 – und das ist mittlerweile eigentlich schon ein Hauptberuf.

Österreich kann in den olympischen Sommersportarten nur sehr selten Erfolge erringen, in London 2012 ist die Olympia-Mannschaft leer ausgegangen. Darum wurde ein neues Förderprogramm aus der Taufe gehoben. Aber das greift noch nicht so, wie sich das viele Experten vorstellen. Ein Projekt, bei dem man ständig irgendwo die Schrauben nachziehen muss. In wenigen Wochen wird es jedenfalls Veränderungen geben. Einige Athleten, die bisher in den Genuss von Finanzspritzen gekommen sind, werden aussortiert, neue Kandidaten aufgenommen. „Für einige wird das sehr heilsam.“ Und einige werden sehen, „dass es so nicht weitergeht“.

Peter Schröcksnadel („Ich glaube an drei bis fünf Medaillen in Rio“) ist ein klarer Verfechter des Leistungsprinzips, das wurde auch beim jährlichen Sommergespräch in Wien deutlich. „Kein Leistungssport ohne Leistungsprinzip“, sagt der 71-Jährige. Die Latte liege im Sommersport hierzulande ohnedies nicht allzu hoch, darum ist der ÖSV-Präsident diesbezüglich auch kein Freund der faulen Kompromisse. Das Rio-Projekt sei eine ausgezeichnete Sache, sich auf Sportarten zu konzentrieren, in denen Medaillenchancen bestünden, sei die richtige Botschaft. „Weil man sieht, dass Leistung honoriert wird und Früchte trägt.“

Die geförderten Athleten müssen Leistungsnachweise erbringen, das haben in der jüngeren Vergangenheit nicht alle getan. Ob etwa ein Dinko Jukic in London noch im Bereich der absoluten Weltklasse weiterhin förderungswürdig sei? Da fühlt sich Peter Schröcksnadel nicht allein verantwortlich. „Das muss sich der Schwimmverband anschauen, inwieweit die Förderungen umgesetzt worden sind. Ich mische mich da nicht mehr ein.“

Schröcksnadel betont, nicht der wahre Experte für Sommersportarten zu sein. „Aber auch im Winter sagt man mir nach, nur vom alpinen Rennsport etwas zu verstehen. Und trotzdem gewinnen wir auch im Skispringen.“ Wichtig sei, ein Gefühl dafür zu haben, was ein Athlet braucht. „Und das habe ich.“

Nicht verstoßen hat der ÖSV die Langläufer, „ich habe mich breitschlagen lassen“, sagt Schröcksnadel. Allerdings lässt der ÖSV die Langlaufathleten über die FIS und Wada hinaus künftig zusätzlich auch von der Nada testen, was Mehrkosten von 80.000 Euro bringt. „Vielleicht haben wir wieder einen positiven Dopingfall, aber dann haben wir ihn selbst aufgedeckt.“ Noch einen Fall Dürr kann man sich nicht erlauben.

E-Mail: wolfgang.wiederstein@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.09.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.