Wer niemals weg war, braucht doch gar kein Comeback

Frankreichs Ex-Staatspräsident Nicolas Sarkozy plant eine Rückkehr in die Politik. Dort ist solch ein Retourgang gar nicht selten.

Auf die Beatles ist Verlass. Sie werden nie mehr auftreten. Als George Harrison im Jahr des Umbruchs 1989 zu diesem heiklen Thema befragt wurde, 19 Jahre nach dem von echten Fans niemals akzeptierten Zerfall der Band, sagte er: „Zumindest was mich betrifft, wird es keine Wiedervereinigung der Beatles geben, solang John Lennon tot bleibt.“

Inzwischen ist Harrison gestorben. Das macht ein Comeback der Fabulous Four noch weniger wahrscheinlich. Aber in der Politik sollte die Wiederkehr narzisstischer Persönlichkeiten niemals ausgeschlossen werden.

Nach endgültigem Verzicht wollen sich allzu viele dieser Diener noch einmal bitten lassen, weil sie inzwischen ihre Unersetzlichkeit eingesehen haben. Jörg Haider etwa, der den Hang zur Selbstdarstellung hatte, war bekannt für überraschende Abgänge, die ebenso plötzlich in neuen Auftritten endeten. Der 2008 Verunglückte beherrschte als Chef von FPÖ, F und BZÖ, die Show des „Bin-schon-weg-bin-wieder-da“, wechselte kühn knallige Farben. Italiens im Vorjahr verstorbener christdemokratischer Ministerpräsident Giulio Andreotti hatte noch mehr Revivals und war so oft weg, dass er eigentlich nie fehlte.

Das Phänomen des unbedingten Willens zur politischen Auferstehung erleben derzeit die zuletzt von ihren Präsidenten arg geprüften Franzosen. Noch ehe der Sozialist François Hollande die Gelegenheit gehabt hätte anzudeuten, dass er aus Staatsräson bald weg sein könnte aus dem prächtigen Élysée-Palast, meldete sich sein 2012 abgewählter konservativer Vorgänger Nicolas Paul Stéphane Sarközy de Nagy-Bocsa zu Wort: Er will wieder da sein, obwohl er seinem Volk vor zweieinhalb Jahren fest versprochen hat, sich komplett und endgültig aus der Politik zurückzuziehen.

Was brachte Sarkozy in den Retourgang? Die Sorge um das Land! Erst will er die Partei retten, die Konservativen neu organisieren, der schwer auszusprechenden UMP sogar einen neuen Namen geben. Dann will er Frankreich retten. Am Ende ist wohl eine zweite Amtszeit als Staatspräsident geplant. Spätestens 2017 könnte es also ein Pfingstwunder geben.

Für diese Saison jedoch ist das Wort Wiederkehr verbraucht. Wollte nun eine weitere Partei wie die UMP Erneuerung suchen, müsste sie schon ein attraktives Wort wie Renaissance verwenden. Wiedergeburt wäre zu direkt und religiös dann doch etwas zu stark geprägt. Ex-Premiers oder Altkanzler, die in Versuchung kämen, eine Rückkehr zu versuchen, sollten sich vielleicht an eine Göttin des Soul halten, die nach angeblicher Absenz von der Bühne Folgendes sprach: „Sagt nicht, Aretha macht ein Comeback, denn ich war ja niemals weg!“

E-Mails an: norbert.mayer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.09.2014)

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