Burg-Aufsichtsrat: Aus Alt mach Neu

Schon im Juni hat Kulturminister Ostermayer dem Aufsichtsrat der Burg seine Wiederbestellung zugesagt.

Im November 2014 laufen die Mandate der Aufsichtsräte von Staats- und Volksoper, aber auch des Burgtheaters aus. Nicht nur die aktuellen Aufsichtsräte, sondern auch Kulturminister Josef Ostermayer macht sich daher längst Gedanken darüber, wer dem neuen Aufsichtsrat angehören soll.

Eine heikle Angelegenheit, betonte doch der Minister wiederholt, dass die Fehler der Vergangenheit keinesfalls in Zukunft wieder passieren dürften. Hoffentlich, denn das Theater ist am Sand, nachdem dort kaufmännisch höchst unorthodox agiert wurde und Steuern in Millionenhöhe nicht bezahlt wurden.

Silvia Stantejsky, Matthias Hartmann, die ehemaligen Geschäftsführer, mussten wider Willen die Verantwortung dafür schon übernehmen: Sie wurden entlassen. Georg Springer, Aufsichtsratsvorsitzender der Burg und Holding-Chef, verabschiedete sich im Juni in den Ruhestand. Gegen alle drei Genannten ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Untreue.

Doch hat der Aufsichtsrat, das Kontrollorgan der Burg, nicht auch Anteil an dem Desaster? Mit der Prüfung dieser Frage beauftragte der Minister bereits im März Anwalt Thomas Angermair. Interessant ist, dass Ostermayer bereits Mitte Juni, lange bevor das Ergebnis des Gutachtens feststand, den anwesenden Aufsichtsratsmitgliedern bei einem Frühstück nicht nur sein Vertrauen aussprach, sondern betonte, dass der Aufsichtsrat in der alten Konstellation bestehen bleiben solle.

Anwalt Angermair kam dann Anfang September zu dem Schluss: Nach Durchsicht der vorliegenden Unterlagen finde er kein Indiz für ein Verschulden des Aufsichtsrats, er behalte sich aber vor, dass die laufenden Gerichtsprozesse Informationen zutage bringen könnten, die eine rechtliche Neubewertung notwendig machen könnten. Vorsicht ist also geboten.

Das erklärt auch, weshalb der Minister bisher nicht bereit war – Vertrauen hin oder her –, den Aufsichtsrat zu entlasten. Dieser ist darüber natürlich wenig erbaut, entsteht dadurch doch der Eindruck, der Aufsichtsrat könne vielleicht doch etwas am Kerbholz haben.

Was tut man also als erfahrener Politiker, damit kein amtierendes Altmitglied sein Gesicht verliert? Man macht es einfach zum Mitglied des neuen Aufsichtsrats und zeigt damit, wie zufrieden man mit seiner Arbeit in der vergangenen Periode war. Dass es Sinn hat – wenn schon dauernd von Neubeginn die Rede ist –, ins Kontrollorgan der Burg neue und unbefangene Fachleute zu holen, davon will man im Ministerium anscheinend nichts wissen.

E-Mails an: judith.hecht@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.10.2014)

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