Neuer Sarg für einen König, der Pferd, Reich und Leben verlor

Leicester feiert RichardIII., der seit den Tudors 1485 und dann besonders durch Shakespeare in Verruf geriet. Die Rehabilitation ist voll im Gang.

Eine königliche Trauerfeier samt Umbettung wird es diesen Donnerstag in Leicester geben, für RichardIII., den letzten englischen König, der in einer Schlacht fiel – bei Bosworth 1485. Am Sonntag wurde ein von einem Nachfahren (dem Tischler Michael Ibsen) gezimmerter Eichensarg mit den Gebeinen des letzten Herrschers aus dem Geschlecht der Plantagenets durch Dörfer bei Leicester geführt. Dessen späte Reise endete in der Cathedral Church of St Martin. Die Stadt erinnert an einen Mann, der mit der Machtübernahme der Tudors durch deren Propaganda und dann vor allem durch Shakespeares Drama gut hundert Jahre später („My kingdom for a horse!“) zum Erzschurken gemacht wurde. Richards Umbettung nach 530 Jahren ist Teil einer Rehabilitation.

Sein Nachfolger, Heinrich VII., hatte ihm ein royales Begräbnis verwehrt. Er wollte auch dadurch die eigenen, nicht besonders legitimen Ansprüche auf den Thron stärken, er stempelte den Vorgänger zum Usurpator ab. Formlos wurde Richard 1485 bei den Greyfriars in Leicester verscharrt, das Franziskanerkloster wurde 1538 zerstört. Eine lokale Legende behauptete, dass die Überreste des Königs von einem wütenden Mob in den Fluss geworfen worden waren. Auch das dürfte Propaganda gewesen sein, wie man seit 2012 weiß. Da wurden unter einem Parkplatz in Leicester, wo einst das Kloster stand, Gebeine eines Mannes mit krummem Rücken gefunden. Der bucklige König! Spuren tödlicher Hiebe am Schädel und auch am Becken – so brutal wurde auch der finale Kampf des Königs tradiert. Radiokarbonmethoden erwiesen, dass es sich um Knochen aus der richtigen Zeit handelte, DNA-Vergleiche (Michael Ibsen ist der Neffe in 17. Generation) brachten 99,9 Prozent Sicherheit: Es ist Richard.

Zu verdanken ist dieser Fund der Beharrlichkeit von Philippa Langley. Die Autorin hatte sich 2006 in den Kopf gesetzt, den Ruf des Königs zu retten – und ihn selbst zu finden. Bereits am ersten Tag der Grabung hatte sie Erfolg. Inzwischen ist Richard die Attraktion von Leicester. Seit dem Vorjahr gibt es in einem Besucherzentrum Devotionalien zu sehen, etwa eine Kopie des Skeletts, und nun auch eine Rekonstruktion des Kopfes. Die Ausgrabung wird ebenfalls dokumentiert. Mehr als 100.000 Menschen haben die Kultstätte inzwischen besucht.

Diese Woche werden es viele Tausende mehr werden. Großer Bahnhof für Richard am Donnerstag: Zum Festgottesdienst nach spätmittelalterlicher Liturgie sind der Erzbischof von Canterbury und der von Westminster angesagt – der eine Anglikaner, der andere Katholik also. Sicher ist sicher. Richard lebte vor der Reformation.

Der österreichische Autor Peter Bielész hat zum Thema eine Travestie geschrieben: „Richard der Siebzehnte“ (Reihe penyapaa, Wien 2014).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.03.2015)

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