Rollos runter und täglich eine Gazpacho

Wie die Spanier in der „Bratpfanne“ des Landes, in Andalusien, die Gluthitze im Sommer bekämpfen.

MITTEN IN MADRID

In der „Bratpfanne Spaniens“, in der südspanischen Region Andalusien, wissen die Menschen am besten, wie man in der brütenden Hitze überlebt. Denn dort klettern im Sommer die Temperaturen bis auf höllische 45 Grad im Schatten hoch. Was das Leben dermaßen prägt, dass die Menschen sich nicht mehr mit „Hola“ (Hallo) auf der Straße begrüßen, sondern mit dem stöhnenden Ausruf „Qué calor!“ (Was für eine Hitze).

Niemand hört mehr hin, wenn im Radio der Zivilschutz routinemäßig mahnt: „Bleiben Sie am Tag so lange wie es geht in Gebäuden und setzen Sie sich möglichst nicht der Sonne aus.“ Die Lust, tagsüber vor die Tür zu gehen, ist in der Gluthitze ohnehin begrenzt. Die Wege beschränken sich vom kühlen Haus – wo mit Glück eine Klimaanlage läuft – ins Büro, in den Supermarkt oder in die Bar, wo es dank Klimatisierung ebenfalls auszuhalten ist.

Damit es auch bei der größten Hitzewelle drinnen angenehm bleibt, werden die eigenen vier Wände im Sommer in eine Art Bunker verwandelt. Statt durchzulüften, wird alles dichtgemacht: Fenster verrammelt, Rollos runter, Vorhänge dicht. Mit dem Ergebnis, dass es mitten am Tag zu Hause ziemlich düster aussieht.

Wer keine „aire acondicionado“ (Klimaanlage) hat, knipst den Ventilator an – und richtet den Windmacher am besten auf einen gläsernen Wasserkrug, in dem Eiswürfel schwimmen. „Klimaanlage für Arme“, nennen die Spanier diesen Trick, der tatsächlich ein angenehm frisches Lüftchen produziert.

Zudem gibt es noch ein paar andalusische Geheimwaffen aus Omas Zeiten, die hilfreich sind. Zum Beispiel die Gazpacho – eine erfrischend kalt servierte Gemüsecreme, die aus Tomaten, Paprika und Gurken zubereitet wird – und praktisch jeden Tag auf den Tisch kommt. Die nachmittägliche Siesta hilft ebenfalls, die heißesten Stunden des Tages zu überstehen. Und natürlich darf der Fächer nicht fehlen, mit dem sich vor allem die Señoritas und Señoras gerne Frischluft zuwedeln.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.07.2015)

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