Google antwortet Zweiflern mit Insider-Schmäh

(c) REUTERS (PAWEL KOPCZYNSKI)
  • Drucken

Um Spott zuvorzukommen, verweisen die Google-Gründer lieber selbst auf ihre Demontage – in Form einer Serie.

Insiderwitze sind der Kitt, der die Tech- und Geek-Community zusammenhält. Wer sie versteht, kann sich als „part of the gang“ bezeichnen. Das wissen auch die Google(bald Alphabet)-Chefs Larry Page und Sergey Brin. Im Google-Intranet Moma gibt es für Mitarbeiter sogar einen eigenen Meme-Generator, der allein der Verbreitung ebensolcher Internetwitze dient.

Ein harmloses Beispiel zur Illustration, worüber in den Reihen von Google so geschmunzelt wird: Jüngst kursierte ein Foto des Krümelmonsters aus der Sesamstraße mit der Aufforderung: „Please report all the cookies for an immediate and thorough review“ – Bitte alle Cookies zu einer sofortigen und gründlichen Überprüfung antreten. Der Wortwitz entsteht durch die Doppeldeutigkeit von Cookie: einerseits Keks, andererseits eine kleine Textdatei, die Daten über das Verhalten des Nutzers speichert. (Wer mehr Google-Memes sehen will: Das Online-Portal Buzzfeed hat eine kleine Screenshot-Sammlung angelegt.)

Um zu unterstreichen, was für ein lässiges Unternehmen der Milliardenkonzern immer noch ist, haben sich Page und Brin (oder vielmehr deren PR-Strategen) nun aus aktuellem Anlass – Konzernumbau/Alphabet – wieder etwas einfallen lassen. In der Presseankündigung verbirgt sich ein „Easter Egg“: ein verborgener Source Code, der auf die Homepage von Hooli.xyz verweist.

Hooli.xyz ist ein fiktives Tech-Unternehmen in der satirischen HBO-Serie „Silicon Valley,“ die die US-Techie-Community gehörig durch den Kakao zieht. Das reale Vorbild für Hooli ist die Innovationsabteilung von Google, Google X. Dort (bei Google) wird an Drohnen, selbstfahrenden Autos und Internetdienst-Ballonen in der Stratosphäre getüftelt – nicht unbedingt zur Freude der Anleger und Analysten, die fürchten, dass der Konzern durch Querfinanzierungen in unprofitable Spielereien Geld verpulvert. Nicht ganz zu Unrecht: Mit der gefloppten Datenbrille Google Glass wurde ein Vermögen in den Sand gesetzt.

In der Serienversion jagt Hooli.xyz unter der Führung des durchgeknallten Nelson „Big Head“ Bighetti noch einer Spur wahnwitzigeren Zielen hinterher: fliegenden Autos, einem Aufzug ins All, einem Motor, dessen Treibstoff das Aids-Virus sein soll. Die einzige Errungenschaft von Hooli ist eine Kartoffelkanone, die die Belegschaft terrorisiert. Durch den Verweis auf Hooli und damit auf ihre eigene Demontage wollen Page und Brin nun ihren Anlegern und dem Rest der Welt sagen: Wir wissen um eure Bedenken, aber wir bleiben trotzdem dran an diesen „Spinnereien“.

Für Spott hätte Google allerdings gar nicht selbst sorgen müssen. Für Alphabet sicherte sich Google die Webadresse http://abc.xyz. Fast zeitgleich ließ sich ein Unbekannter in der Nacht auf Dienstag die Website abc.wtf (für: what the fuck) registrieren: Sie leitet die Nutzer auf Microsofts konkurrierende Suchmaschine Bing um.

E-Mails an: eva.steindorfer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.08.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Internet

Alphabet: Das Ende der Google-Buchstabensuppe

17 Jahre nach Gründung des Unternehmens ist Google längst nicht mehr nur eine Suchmaschine: Anlass für eine Restrukturierung im Zeichen der Transparenz.
Themenbild
Internet

China sperrt Google-Dachkonzern Alphabet

Larry Pages Erklärung zum Konzernumbau konnten chinesische User nur lesen, wenn sie schneller als die Zensurbehörde waren.
Auch die Suchmaschinen-Sparte gehört zur Neugründung "Alphabet".
Internet

Aus Google wird Alphabet

Der Konzern ordnet sich neu und gründet mit "Alphabet" eine Dachgesellschaft. Larry Page wird dem Unternehmen vorstehen. Die Anleger freuen die Pläne: Die Aktie legte einen Kurssprung hin.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.