Wie Tim Cook glorios die (Börsen-)Welt rettete

Key Speakers At The Apple Worldwide Developers Conference (WWDC)
Key Speakers At The Apple Worldwide Developers Conference (WWDC)(c) Bloomberg (David Paul Morris)
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Der Apple-Chef schrieb am Montag das wahrscheinlich wertvollste E-Mail der Wirtschaftsgeschichte

Montag, knapp vor 9.30Uhr Ortszeit, New York: Vor der Wallstreet-Eröffnung herrschtnackte Panik. Die chinesische Börse war zuvor abgestürzt, die europäischen Märkte waren tiefrot – und allen Unternehmen mit starkem China-Geschäft drohte die Kurskatastrophe. Apple beispielsweise, am Börsewert gemessen wertvollstes Unternehmen der Welt und Dow-Jones-Schwergewicht, lag vorbörslich um gut 14 Prozent im Minus. Ein Albtraum!

Da blinkte beim Aktienguru des einflussreichen Senders CNBC, Jim Cramer, das E-Mail-Programm: Post von Apple-Vorstandschef Tim Cook. Er gebe unter der Zeit zwar keine kursrelevanten Informationen preis, ließ dieser wissen (darf er auch, nebenbei gesagt, gar nicht), aber das China-Geschäft laufe ungeachtet aller Turbulenzen blendend, der iPhone-Verkauf habe im Sommer sogar zugelegt.

Nicht ganz unproblematisch, denn der so zum Insider gemachte Cramer ist nicht nur CNBC-Börsenstar, sondern selbst Großinvestor und Gründer des einflussreichen Börsenonlinediensts thestreet.com.

Wie auch immer: Cramer verlas die Cook-Botschaft unmittelbar vor Börseneröffnung im TV. Und siehe da: Die Apple-Aktie, die mit fast 14 Prozent im Minus eröffnet hatte, lag nach nicht einmal drei Stunden mit knapp drei Prozent im Plus. Der Börsenwert hatte sich damit binnen weniger Stunden um fast 100 Milliarden Dollar (!) vergrößert.

Es ging dann noch einmal abwärts, am Ende blieb bei Apple ein moderates Minus. Bezogen auf den vorbörslichen Kurseinbruch war das Cook-Mail aber immer noch 60 Mrd. Dollar an gewonnener Börsenkapitalisierung wert. Und ein echter Dow-Jones-Crash, der bei einem Absturz des Index-Schwergewichts Apple gedroht hätte, war auch vom Tisch.

Die Börsenaufsicht SEC wird sich um die Sache aber wohl noch kümmern. Denn ganz supersauber sieht die Rettungsaktion nicht aus.

E-Mails an: josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.08.2015)

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