Ein „Maulwurf“ höhlt Blatters Imperium aus

Das nächste Fifa-Erdbeben: Generalsekretär Jérôme Valcke, Sepp Blatters engster Vertrauter, wurde suspendiert.

Eines muss man den „Aufräumkommandos“ im Fußball-Weltverband zugestehen: Seitdem der rund um Präsident Sepp Blatter offenbar kultivierte Sumpf aus Korruption, Bestechungsgeldern, Untreue etc. ausgetrocknet wird, bleibt kein Fehlverhalten ungeklärt. Der Reihe nach werden viele einst ehrwürdige Funktionäre nun als Betrüger enttarnt.

Nach vierzehn bereits im vergangenen Mai verhafteten Kollegen – gegen sie ermitteln Schweizer Staatsanwaltschaft und US-Behörden des FBI – und Blatters Rücktrittsversprechen geriet die Fifa zusehends in Bedrängnis. Der Erklärungsbedarf ist immens, Ermittler haben nunmehr elf Terabyte Datenmaterial beschlagnahmt, Gelder auf 121 Konten eingefroren und zig Wohnungen beschlagnahmt. Es ist noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht, mit weiteren Anklagen ist frühestens 2016 zu rechnen.

Nun wurde Generalsekretär Jérôme Valcke vom Weltverband suspendiert. Dem Franzosen, 54, wird vorgeworfen, sich beim Ticketverkauf für die Weltmeisterschaften 2010 bis 2022 bereichert zu haben, er bestreitet aber jedes Fehlverhalten. Ein Mitarbeiter der Marketingagentur JB Sports Marketing legte laut „Süddeutscher Zeitung“ aber einen Vertrag vor, in dem Valcke eine „diskrete Gewinnbeteiligung“ zugesichert worden sei.

Wer ist Jérôme Valcke eigentlich? Er ist seit 2007 im Amt und schon seine Berufung war eine Überraschung, da er der Fifa kurz zuvor wegen „unlauterer Verhandlungen“ eine Strafe von 100 Millionen Dollar eingebrockt hatte. TV-Konsumenten war er nur als Zeremonienmeister bekannt. In Wahrheit war er Blatters engster Vertrauter.

Es ist interessant, wie detailliert, ja protokolliert nun alle Machenschaften der Reihe nach aufgedeckt werden. Während von außen Behörden „zuarbeiten“, muss es jemanden geben, der das Fifa-Imperium sehr gut kennt. Wer liefert die Tipps? Blatter selbst, gegen den das FBI weiterhin nicht offiziell ermittelt, wird es eher nicht sein. Ein heißer Tipp ist Jeffrey Webb. Der frühere Fifa-Vizepräsident bekannte sich vor Gericht in Brooklyn „nicht schuldig“ – und ging auf Kaution frei. Das geht in diesem Tempo nur, wenn man kooperiert, um straffrei zu bleiben. Sein Streben nach Freiheit treibt Blatter und seine Gefolgschaft womöglich immer weiter in die Enge.

E-Mails an: markku.datler@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.09.2015)

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