Die gute Nachricht: An Joachim Löw ist alles echt

Bundestrainer Löw
Bundestrainer LöwREUTERS
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Der deutsche Bundestrainer hat ein Spiel gewonnen, aber die Gelegenheit zum Stilmacher verschwitzt.

Das deutsche Mittelfeld hat seit dem Sieg im EM-Auftaktspiel gegen die Ukraine eine neue Bedeutung bekommen. Schuld daran ist Bundestrainer Joachim Löw, dessen Performance für Aufregung sorgte. „Jogi Löw ordnet sein ,Mittelfeld‘ neu und kann den ,Sieg‘ förmlich riechen“, twitterte etwa der österreichische Nationalspieler Marc Janko. Andere berichteten besorgt von einem „Handstreich“ oder gar von Handspiel.

Was war passiert? Löw hat in Lille ordentlich daneben gegriffen. Zuerst zog er seinen Kaugummi in Form. Später griff er in seine Hose. „Lag da was quer?“, fragte eine Zeitung besorgt. Löw schien jedenfalls erleichtert, führte die Hand zur Nase und war wieder ganz im Spiel.

Aber auch das Outfit des Trainers sorgte für Diskussionen. Ausgerechnet Löw, der einst mit taillierten Hemden zur Stilikone aufgestiegen war, trug ein unförmiges dunkelgraues T-Shirt. Zwar von Hugo Boss, aber dennoch „Schlabberlook“, ein „Schlafanzug“, wie deutsche Medien kritisch berichteten. Einst war jedes Kleidungsstück, das Löw trug, etwa der schmale blaue Kaschmirpullover (WM 2010 in Südafrika), schneller ausverkauft gewesen als ein Kleid von Prinzessin Kate.

Das T-Shirt erwies sich in jeder Hinsicht als unglückliche Wahl. Dies zeigte sich deutlich nach dem Führungstreffer für Deutschland, als Löw die Arme zum Jubel hochriss. „Schweißegal, Jogi“, schrieb die „Bild“. „Ist Jogi ein Schwitzerdeutscher?“ fragte Buzzfeed Deuschland. Dass der sonst stets gestylte Trainer ausgeprägte Schweißflecken zeigte, verbreitete sich schneller im Netz als der aktuelle Spielstand. Sponsor Nivea, der auch Deodorants herstellt, schwieg vorerst.

Wie Bier, Schweiß und Tränen ist auch die Eitelkeit vom Fußball nicht wegzudenken. Ihr dürfte der türkische Mittelfeldspieler Ozan Tufan zum Opfer gefallen sein. Türkische Medien empören sich darüber, dass er seine Frisur richtete, statt den kroatischen Gegenspieler Luka Modrić zu attackieren. Der schoss ungehindert das 1:0, aber Tufan hatte die Haare schön.

Wie naturbelassen Löws rabenschwarze Haarpracht ist, darüber unterhielten sich indessen die Sportkommentatoren der BBC. „Die sind sicher gefärbt“, mutmaßte der eine, nicht frei von Neid. Stimmt gar nicht, vermeldete der Kollege des „Guardian“ in seinem Live-Ticker. Er habe soeben ein paar graue Haare bei dem 56-Jährigen entdeckt.

Für die deutschen TV-Sender ARD und ZDF gibt es allerdings noch immer nicht genug zu sehen. Sie haben sich bei der Uefa über das Bildangebot beschwert. So wurden aus Frankreich etwa keine Bilder von Flitzern und Hooligans geliefert. Von Löw gab es hingegen fast alles zu sehen.

friederike.leibl-buerger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.06.2016)

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