Wenn Frau Fekter aus dem Nähkästchen poltert

Manager hätten das Defizit im Nu weggespart, glaubt Immofinanz-Chef Zehetner. Unser aller Schatzmeisterin schenkt ihm dafür deftig ein.

Ein gestandener Finanzmanager wie Eduard Zehetner kann über die Miniprobleme des Fiskus nur den Kopf schütteln. Warum, sinnierte der Immofinanz-Chef Donnerstagabend vor dem handverlesenen Publikum einer KPMG-Veranstaltung, kommt eine schwarze Finanzministerin nicht auf eine schwarze Null in ihrem Haushalt? Eine Lücke von drei Prozent, das „ist ja nicht mehr als der Kassaskonto“. In einem Unternehmen senkt man da die Kosten, „da wird nicht diskutiert, das wird einfach gemacht“. Da hatte Zehetner die Rechnung freilich ohne die solcherart provozierte Ministerin gemacht. Zwar streute ihr IHS-Chef Bernhard Felderer kalmierend Rosen („Maria Fekter will sich als Thatcher bewähren, und wenn das irgendwer schafft, dann sie“). Aber da war die Thatcher aus dem Hausruck, die man erst im April etwas hau ruck zur Schatzmeisterin der Republik erkoren hatte, schon voll in Fahrt. Und siehe da: Die Probleme sind nicht mini, sondern durchwegs mega.

„Wie gerne hätte ich nach der Klausur in Loipersdorf die Ausgaben gesenkt. Aber was da für ein Mega-Zinnober losgegangen wär!“ Natürlich „tun wir uns jetzt megaschwer“. „Dabei bin i eh ane, die mords was auf der Bremsn steht“, beteuerte Fekter, dem Hochdeutschen längst entrückt. Aber Zehetner solle einmal miterleben, wie megahaft das „Wünsch-dir-was von allen Seiten“ auf sie einprasselt.

Zuweilen aber bleibt die Lady eisern: Einen „uralten Hut“ wie die Vermögenssteuer lässt sie sich von der SPÖ nicht aufsetzen. Damit würden selbst Paradefirmen in wenigen Jahren „oba-enteignet“. Dann schon eher ein entrümpeltes Steuersystem mit einer „Flatrate“. Das klang in Fekter-Englisch zwar wie ein Loblied auf eine flache Ratte, aber die versammelten Steuerberater wussten, dass sie an dieser Stelle schlucken mussten. Den Rest des Abends kicherten sie mit Bankdirektoren leise um die Wette über die rurale Diktion der Ministerin. Sie taten ihr unrecht. Mit Fekter im Gepäck kommt selbst bei einem Elite-Event bald Bierzeltgaudi auf. So authentisch können Politiker sein, wenn sie sich nicht zu Tode coachen lassen. Und dank ihrer Offenheit sind wir um eine Erkenntnis reicher: Auch für eine Schotter-Mitzi ist es megaschwer, den Schotter der Steuerzahler beisammenzuhalten.

E-Mails an: karl.gaulhofer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.10.2011)

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