AUA: Vom Krankenbett zum Verhandlungstisch

Gewerkschafter Wolfgang Hable ließ am Dienstag die Verhandlungen mit der AUA-Spitze platzen. Die Hintergründe der Eskalation.

Einen Monat lang hatte es diskrete Verhandlungen gegeben. Es wurden Vorschläge und Gegenvorschläge unterbreitet, es gab Rückschläge und dann wieder vorsichtige Annäherungen. Hochdiplomatie vom Feinsten. Vor wenigen Tagen schließlich gelang der AUA-Führung der große Durchbruch: Mit der Gewerkschaft konnte ein Termin für Gespräche über notwendige Kosteneinsparungen bei der Fluglinie vereinbart werden.

Das ist schon was. Das war aber auch schon alles.

Die Gespräche wurden nämlich für den 14. und 15. Februar angesetzt. Sie fanden allerdings nur am 14. statt. Um Punkt 13 Uhr. Um 13.11 Uhr waren sie schon wieder beendet.

Das ist natürlich eine eher kurze Verhandlungsrunde. Andererseits muss man berücksichtigen, dass die Gespräche auf Gewerkschaftsseite von Wolfgang Hable geführt wurden. Und der ist eigentlich im Krankenstand.

Genau genommen ist Hable seit dem 21. Juni 2011 unpässlich. Hinzu kommt, dass er seit rund einem halben Jahr einen Rechtsstreit gegen AUA-Vorstand Peter Malanik führt. Vier Klagen sind anhängig. Der Grund: Seit April 2007 ist AUA-Pilot Hable als Bord-Betriebsratschef der Airline abgewählt worden – seitdem ist er nur mehr einfacher Betriebsrat. Dennoch genoss er jahrelang als Gewerkschafter das Privileg der Dienstfreistellung – dieses wurde ihm allerdings im April 2011 aberkannt.

Unklar ist, ob sich das auf die Gesundheit Hables ausgewirkt hat, für die „Presse“ war er gestern nicht erreichbar. Tatsache ist, dass er sich per 21. Juni bei der AUA krank gemeldet hat. Am 11. Dezember meldete er sich wieder zum Dienst. Das Timing war sicher nur ein Zufall: Wäre Hable länger krank gemeldet gewesen, hätte er mit einer Gehaltskürzung rechnen müssen. Seit 28. Jänner dieses Jahres befindet er sich jedenfalls wieder im Krankenstand. Dennoch hat er heldenhaft an den Verhandlungen mit der AUA-Spitze teilgenommen. Halt nur elf Minuten, aber immerhin.

Und diese elf Minuten hat er sich auch voll ins Zeug gelegt. „Wie steht es um meine Freistellung?“, fragte er gleich zu Beginn der „Verhandlungen“. Malanik konterte, dass dies wohl kein Thema des Treffens sei. Worauf Hable ebendieses beendete.

Der Rest ist Geschichte: Der Vorstand kündigte den Kollektivvertrag für das fliegende Personal auf, und alle sind sauer: die AUA-Chefs sowieso, und die Gewerkschafter erst recht. Die Vorgangsweise sei „ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten“, sagte Gewerkschaftschef Rudolf Kaske. Aber immerhin: Sein Credo laute „verhandeln, verhandeln, verhandeln“.

Wieso er mit Hable just einen Mann in die Verhandlungen geschickt hat, der im Rechtsstreit mit der AUA steckt, hat Herr Kaske freilich nicht verraten. Vielleicht, weil die AUA-Führung das Fürchten gelehrt werden sollte? Dort ist Wolfgang Hable ja schon seit geraumer Zeit ein Mann, für den nach einem Superlativ für Enfant terrible gesucht wird – immerhin organisierte er im Jahre 2005 die Streikserie bei der Fluglinie. Hable sei jedenfalls, so wird schaudernd erzählt, ein „unglaublich aggressiver Verhandler“, der die Eskalation liebe.

Die ist ihm jetzt gelungen. Vielleicht hilft ihm das auf die Beine.

E-Mails an: hanna.kordik@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.02.2012)

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