Polizeireform: Ringen um Spitzenposten beginnt

Bundeskriminalamtschef Franz Lang könnte nach St. Pölten wechseln – Pürstl bleibt Präsident in Wien.

Die Reform der österreichischen Sicherheitsstruktur geht in den nächsten Monaten in eine entscheidende Phase. Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) hat Mitte November bekannt gegeben, dass bis 2013 die Bundespolizeidirektionen und die Sicherheitsdirektionen mit den Landespolizeikommanden verschmelzen. Im Sommer sollen die wichtigsten Posten ausgeschrieben werden.

Besonders spannend wird es in Niederösterreich, wo sich ein Überraschungskandidat abzeichnet: Dorthin könnte nämlich Bundeskriminalamtschef Franz Lang wechseln. Als Favorit für den Landespolizeidirektor galt bisher Sicherheitsdirektor Franz Prucher. Der 56-jährige Wiener führt die Behörde seit mittlerweile neun Jahren. Pruchers „logischer“ Konkurrent für die neu geschaffene Position wäre der NÖ Landespolizeikommandant gewesen. Doch Arthur Reis, der diesen Posten bis Ende Jänner innehatte, wechselte überraschend in die Sicherheitsakademie Traiskirchen.

Lang (53), stellvertretender Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit und als Chef des Bundeskriminalamtes (BK) auch Österreichs oberster Kriminalist, soll, so ist von mehreren Seiten zu hören, Interesse haben, nach St. Pölten zu wechseln. Sollte er sich tatsächlich bewerben, gilt er als aussichtsreichster Kandidat. Der gebürtige Salzburger will die mögliche berufliche Neuorientierung derzeit weder bestätigen noch dementieren. „Zuerst muss es eine Ausschreibung geben“, lässt er über eine Sprecherin ausrichten. Sein Vertrag als BK-Direktor läuft noch bis Mitte 2013. Als weitere mögliche Bewerber für den Job des NÖ Polizeichefs werden aber auch Cobra-Kommandant Bernhard Treibenreif und der derzeit mit der Führung des Landespolizeikommandos betraute Franz Popp genannt.

Weniger Überraschungen wird es in Wien geben: Für den Posten des Polizeipräsidenten (der dann Landespolizeipräsident heißen soll) dürfte Gerhard Pürstl fix sein. Er ist seit 2008 Amtsinhaber – und geht es nach dem Innenministerium und dem Land Wien (das bei dieser Besetzung ein Mitspracherecht hat) soll das auch so bleiben. Neu bewerben muss sich hingegen seine bisherige Stellvertreterin Michaela Kardeis. Die ehemalige Mitarbeiterin Ernst Strassersund Kurzzeit-Polizeichefin von Schwechat (NÖ) ist seit 2003 Polizei-Vizepräsidentin in Wien. Beobachter meinen, dass Kardeis Pürstl-Stellvertreterin bleiben wird. Zudem wird es künftig auch einen weiteren Stellvertreter geben. Diese Funktion dürfte in der neuen Struktur Karl Mahrer besetzen, der bisherige Wiener Landespolizeikommandant. Aber auch er wird sich bewerben müssen.

Österreichweit sind von der Reform bis zu 400 Beamte, viele von ihnen Polizeijuristen, betroffen.

E-Mails an: klaus.stoeger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.03.2012)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.