Falsche Personen, falsche Ämter: Ups ist das neue Modewort

Die alten Römer nannten "culpa in eligendo", was heute schuldhafter Irrtum der Personenauswahl ist.

Nein, so arg ist es Gott sei Dank noch nicht. Der Irrtum in der Auswahl, besser: die Schuld („culpa in eligendo“, sagten die alten Römer) ist in Österreich noch nicht zur Alltäglichkeit geworden. Zweifel sind dennoch angebracht. Nein, nicht die vor das Mikrofon und die Kamera gebetenen Promis (Prominente waren ja fast nicht darunter) sind gemeint, die den Fernsehzuschauern der Opernballübertragung gezeigt haben, was aus diesem „Staatsball“ in den letzten Jahren geworden ist.

Noch einmal nein: Der Aschermittwoch ist vorüber, wir haben Fastenzeit, und etwaige schuldhafte Irrtümer der Nominierung vor allem der Akteure der Politik sind verzeihlich. Sollte man meinen. Denn es drängt sich immer wieder jenes Wörtchen auf, das neuerdings zum viel gebrauchten Modewort geworden ist: ups! Ein Ausruf, der in gleicher Weise als einer des Bedauerns, der Entschuldigung, aber auch eines erkannten Missgriffs gilt.

Ups! Wen haben wir da? Ausgerechnet die Falschen? Wieder nein. Werner Faymann ist nicht gemeint, obgleich er den griechischen Ex-Kommunisten und finanziellen Vabanquespieler Alexis Tsipras seinen „guten Freund“ genannt hat. Faymann ist Österreichs Regierungschef, und er ist trotz offensichtlicher Sympathiegefühle für seinen neuen hellenischen Kumpel beileibe nicht so links wie dieser. Aber Genossin Gabriele Heinisch-Hosek? Über die Bildungsministerin (gelegentlich wird sie „Unbildungsministerin“ genannt) wäre kein Wort mehr zu verlieren, wenn nicht die böse Tat der zum x-ten Mal falsch organisierten Zentralmatura fortzeugend Böses gebären müsste.


Eva Glawischnig hat zu Recht den Rücktritt der Ministerin gefordert. Schau ma mal! Aber, wie wir wissen, mangelt es in diesem Land seit jeher an Rücktrittskultur. Daher kann sich etwa Doris Bures, derzeit im zweithöchsten Amt der Republik, beruhigt zurücklehnen. Sie hat nicht vom „Köpfen“ geredet, sondern nur dem allseits als Topmanager gerühmten Christian Kern, dem ÖBB-Chef, die Fähigkeit abgesprochen, auch in der Politik Erfolg zu haben. Sie wollte Faymann verteidigen.

Da lob ich mir den Plan des Kulturministers Josef Ostermayer, das Weltmuseum in der Hofburg zu verkleinern, um Raum für ein Museum für österreichische Geschichte zu schaffen. Die Österreicher und die Welt? Wir haben Conchita, das genügt. Wir haben demnächst den Song Contest, für den bereits weidlich Reklame gemacht wird, nicht zuletzt im Fernsehen. Das sollte, meinen manche, für das genügen, was man als Weltläufigkeit Österreichs bezeichnen könnte. Seien wir froh, dass Österreichs Geschichte, wie sie jetzt angedacht wird, nicht mit der Gründung der Republik beginnt, sondern mit 1848. Was noch früher ist, ist nicht vom Teufel, aber von einer Zeit, mit der sich zu beschäftigen offenbar nicht notwendig ist.

Dafür sorgt schon der Lehrplan in unseren Schulen, der den Geschichtsunterricht nicht in jedem Jahr vorsieht. Seine Details bleiben den Vorlieben der Lehrenden überlassen. Dass unter ihnen etliche fortschrittliche „Achtundsechziger“ sind, soll da nicht stören. Zeitgeschichte ist ja seit Langem schon ein linkes Biotop.

Aber Universitätsprofessor Oliver Rathkolb, der einschlägige Fachmann, wird der Schau schon den richtigen Akzent geben. Er ist Chef des Thinktanks. Schau ma mal.

Der Autor war langjähriger Chefredakteur und Herausgeber der „Presse“.
E-Mails an: thomas.chorherr@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.02.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.