Morgenglosse

ORF: Vom „Super-Alex“ zum „Super-Informationsdirektor“

ORF-Chef Alexander Wrabetz
ORF-Chef Alexander WrabetzAPA/GEORG HOCHMUTH
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Ein Konkurrent hat einst vor einem „Super-Informationsdirektor“ Wrabetz gewarnt. Da ist er!

Lange hat’s gedauert. Seit Jahren schleppt ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz die Idee mit sich herum, auch im Fernsehen das sogenannte Channel-Management einzuführen – also für ORF eins und ORF2 je einen eigenen Chef zu berufen. Seit Anfang Mai ist diese Organisationsstruktur nun in Kraft – und aus dem „Alex“, wie er von vielen amikal genannt wird, ist wieder der „Super-Alex“ geworden, als der er nach seiner ersten Bestellung eine Zeit lang galt: Ein Macher, ein Entscheider, einer, der die Zügel fest in der Hand hält.

Ein Image, das Wrabetz damals schnell verspielte – das „super“ vor dem „Alex“ war bald wieder weg. Jetzt hat der ORF-General in der ORF-Information alles in der Hand: Die Channel-Manager sind ihm „disziplinär“ direkt unterstellt, diesen wiederum die Chefredakteure, die die gesamte aktuelle TV-Information verantworten – ein Konkurrent hat einst vor einem „Super-Informationsdirektor“ Wrabetz gewarnt. Da ist er!

Die Frage ist nun: Wie lange bleibt das „Super“? Und: Wird Wrabetz sich unter Türkis-Blau halten können? Zuzutrauen wäre es ihm. Denn Wrabetz hat mit seiner neuen Organisationsstruktur das gemacht, was er super kann: Er hat dafür gesorgt, dass die politischen Parteien, die gerade an der Macht sind, vorerst zufrieden sein können.

Channel-Management und Chefredaktionen sind mit ÖVP und FPÖ politisch akkordiert, der in der SPÖ-Ära bestellte derzeitige Chefredakteur muss weichen. Die ORF-Information steht jedoch immer unter genauester Beobachtung und niemand weiß besser als Wrabetz, wie schnell man politisch in Ungnade fallen kann, wenn die Regierungsparteien etwas nicht super finden. Wrabetz wird von ÖVP und FPÖ für alles zur Rechenschaft gezogen werden.

Und: Auch ihm droht die Entmachtung, falls die Regierung tatsächlich relativ bald ein neues ORF-Gesetz zustande bringt. Ziemlich ernst ist es ÖVP und FPÖ nämlich mit der Idee, im ORF statt eines Alleingeschäftsführers eine Gesamtgeschäftsführung zu installieren, in der mehrere Geschäftsführer gemeinsam entscheiden und die Verantwortung tragen – gerade einem öffentlich-rechtlichen Unternehmen täte eine Aufteilung der Machtfülle jedenfalls gut. Tritt so ein Gesetz jedoch in Kraft, müssten Geschäftsführung und Direktion neu bestellt werden. Das fände Wrabetz wahrscheinlich nicht so super.

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