Kunde, König, Volldepp

Es war ja so – jüngere Semester werden sich das gar nicht vorstellen können.

Es war ja so – jüngere Semester werden sich das gar nicht vorstellen können. Du gingst zur Filiale der Erste Bank, legtest deine Erlagscheine artig auf die Theke, es nahte der Herr Filialleiter Czakler, nahm die Fracht, stempelte unter munterem Geplauder die Zahlscheine: was der Endler wieder Großartiges in der „Presse“ vollbracht habe, welches Dunkel sich hinter Schulmeisters Wortgespinsten verbarg.

Dann kam die Zeit des „Foyers“. Obwohl – besser: gerade weil – der junge Treichl satte Gewinne und Dividenden herauspresste, durfte der Kunde, der schon längst kein König mehr war, seine Zahlscheine dem Automaten anvertrauen. Roboter waren gefragt, die Herrn C.s Arbeit erledigten.

Und heute? Man steht ratlos vor der Erste-Filiale in der Hainburger Straße. Geschlossen. Für immer. Durchs Fenster erkannt man ein paar herausgerissene Steckdosen im düsteren Inneren. Sie künden von einstigen Computeranschlüssen.

Die Controller und Erbsenzähler haben wieder zugeschlagen. Nichts gegen diesen ehrsamen Berufsstand. Was nicht im Gleichgewicht ist, muss wieder in die Waage. Und meine zehn Erste-Aktien werfen gewiss auch eine fette Dividende ab. Dafür hatscht man gern bis in die Landstraßer Hauptstraße. hws


E-Mails an: hans-werner.scheidl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.11.2012)

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