Weltuntergang (2)

Dies ist also das letzte „Pizzicato“.

Glauben Sie nicht, dass uns der Abschied leichtfällt. Aber einmal muss Schluss sein. Und der ist jetzt gekommen. Und wie haben sie alle Cleo, das umsichtige Familienoberhaupt, wegen ihrer esoterischen Hellsichtigkeit verspottet! Heute – spätestens in der Abenddämmerung – werden wir eines Besseren belehrt sein. Nein, die Welt geht nicht mit einem Krach unter – das nicht. Aber der Sprung in eine andere, hoffentlich bess're Dimension, das wird auch kein Lapperl.

Cleo freut sich darauf. Sie sagt uns drei Tage völliger Finsternis voraus, worauf sich die Klugen dieser Erde seit Langem vorbereitet haben. In unserem Bunker im Steirischen lagern Wasserreserven, Gulaschdosen, Benzinkanister, Kerzen, Petroleumlampe, selbst ein Not-Öfchen hat Cleo besorgt. Und – ganz wichtig – ein tragbares Radio mit Handkurbelbetrieb. Sie sehen, wir blicken dem heutigen Naturereignis einigermaßen getrost entgegen. Zuvor versammeln wir unsere Lieben noch im Wirtshaus, wo letzte Lagerbestände geplündert werden.

Wir sehen einander – falls Sie auch vorgesorgt haben – morgen in einer anderen Dimension wieder. Ob da noch ein „Pizzi“ gefragt sein wird – bald wissen wir's. Adieu! HWS


E-Mails an: hans-werner.scheidl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.12.2012)

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