Der Schwabo

Immer diese Schwaben. Warum gerade sie stets als Feindbild-Synonym herhalten müssen – man weiß es nicht.

Immer diese Schwaben. Warum gerade sie stets als Feindbild-Synonym herhalten müssen – man weiß es nicht. So sagen die Zuwanderer aus Exjugoslawien zu uns bekanntlich „Schwabos“. So wie wir zu ihnen – natürlich nicht! – „Tschuschen“ sagen. In Deutschland hat sich nun Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse diesbezüglich hervorgetan: „Ich wünsche mir, dass die Schwaben begreifen, dass sie jetzt in Berlin sind und nicht mehr in ihrer Kleinstadt.“ Er ärgere sich, wenn er in der Bäckerei „Schrippen“ wolle und dann „Wecken“ bekomme. Ebenso wolle er keine „Pflaumendatschi“. „Was soll das?“, klagt Thierse. In Berlin, insbesondere im Trendviertel Prenzlauer Berg, in dem auch Thierse lebt, gilt „Schwabe“ schon länger als Schimpfwort für die aus Westdeutschland Zugezogenen, die der Berliner für arrogant und besserwisserisch hält sowie für die steigenden Mieten und die Latte-macchiatoisierung der Stadt verantwortlich macht.

Der „Schwabe“ alias „Schwabo“ hat also den „Piefke“ abgelöst. Für unsereins ist das einigermaßen unverständlich. Der Autor dieser Zeilen zum Beispiel kennt einige Schwaben höchstpersönlich. Und die sind schwer in Ordnung. Nur verstehen tut man sie halt nicht. OLI


E-Mails an: oliver.pink@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.01.2013)

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