Tagwache in Liesing

Kürzlich um vier Uhr morgens. Beim Oberbefehlshaber des Bundesheeres klingelt das Smartphone.

Der Offizier vom Dienst meldet schlaftrunken: „New York is am Apparat, Chef!“ Na klar, wer denkt dort drüben um zehn Uhr abends an hiesige Schlafenszeiten. „Hello, lieber Ban Ki-moon, old House! Was darf's denn sein?“ – „Lieber Heinzi, du bist Oberbefehlshaber. Musst deinen Premier und diesen neuen Minister zurückpfeifen. Ich sag nur Golan!“ – Heinz Fischer versprach sein Bestes, wie stets. Unverbindlich. Er wartete also bis sieben Uhr, um im Liesinger Reihenhäuschen für Tagwache zu sorgen. Doch der Kanzler war eh schon beim Zähneputzen. „Was will er, der Ki Ban-moon? Wen interessiert der Koreaner da drüben? Mir san im Wahlkampf, Heinzi, hast das verschwitzt? Mist, jetzt hab' i mi anpatzt!“ – „Ja, aber ich als Oberbefehlsha. . .“ – „I' hab' die ,Krone‘ hinter mir!“ – „Na, und was soll i' jetzt dem UN-Generalsekretär sagen?“ – „Er kann si' brausen. Dreißig Jahr' lang waren wir dort mit'n Ferngucker. Und für alles andere hamma kein Mandat. Die Neger – oder so – von die Fidschi-Inseln sind sicher glücklich dort. Für den Winter lass man ihnen sogar alle Heeresanoraks dort. Soll recht kalt sein auf'm Golan. Pfiat di, baba!“ hws


E-Mails an: hans-werner.scheidl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.06.2013)

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