Wahlkampf mit Bruno (3)

Wer einst mit Bruno Kreisky auf Wahlkampftour ging, durfte sich beglückwünschen. Es gab immer etwas zu lachen.

Alles schreiben sollte man natürlich nicht. Etwa über seine Geldmarotte: Oft kam der „Alte“ mehr als eine Woche lang mit einem 1000-Schilling-Schein über die Runden. Das ging so: Bahnreise mit Journalisten. Im Speisewagen lädt Kreisky zu Kaffee und Wasser, verlangt die Rechnung, zückt seinen Tausender. Der Kellner stammelt verlegen, dass er nicht so viel Retourgeld habe. Darauf ein Wink zu seinem Kabinettschef Fredi Reiter: „Geh, zahl du das derweil.“ – Reiter, beim Weggehen: „Den Schmäh kenn ich schon. Den macht er mit mir immer wieder...“
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Betriebsbesuch des Kanzlers mit großem Gefolge im südlichen Niederösterreich. Jovial unterhält sich der Staatsmann mit den Arbeitern. Die aufgeregte Geschäftsführung schwänzelt herum, schließlich geht's gegen Mittag zu: „Es wäre uns eine Ehre, wir haben in der Werkskantine...“ „Nein, leider, das geht diesmal net. I' bin auf Diät.“ Enttäuschung beim Management, Kreisky besteigt seine Limousine und sagt zur Entourage: „So, und jetzt gemma irgendwo gut essen.“ 


E-Mails an: hans-werner.scheidl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.09.2013)

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