Minister Mitterhöhner

Es war entlarvend: Während die Online-Petition für einen parlamentarischen U-Ausschuss zum Hypo-Skandal am Donnerstag schon über 100.000 Unterstützer hatte, blockte der Wirtschaftsminister mit freundlichen Grüßen der Koalition eine Journalistenfrage auf eine Art ab, wie man sie eher vom Minister für Ungustl-Kultur erwartet hätte.

Es war entlarvend: Während die Online-Petition für einen parlamentarischen U-Ausschuss zum Hypo-Skandal am Donnerstag schon über 100.000 Unterstützer hatte, blockte der Wirtschaftsminister mit freundlichen Grüßen der Koalition eine Journalistenfrage auf eine Art ab, wie man sie eher vom Minister für Ungustl-Kultur erwartet hätte. Die Frage war, wie viele Unterschriften es brauche, damit doch ein Ausschuss komme. Antwort: „Woin Sie mi jetzt irgendwie pflanzn, oder? Gibt's da irgendwelche Werte oder sonst was, die des vorsehen? (...) Da ist ned amal geklärt, ob die Leute, die daunterschreiben, dreifach unterschreiben, fünffach unterschreiben, wird nicht geprüft. Es gibt eine unendliche Zahl von Petitionen, die wird man behandeln wie alle anderen Petitionen auch.“

Grillparzer ließ Kaiser Rudolf in „Ein Bruderzwist in Habsburg“ sagen: „Das Volk! Das sind die vielen leeren Nullen, die gern sich beisetzt, wer sich fühlt als Zahl, doch wegstreicht, kommt's zum Teilen.“ Wir also lernen, wie ernst man Petitionen nimmt, wie fragwürdig das System konstruiert ist, wenn es Mehrfachsignaturen zulässt, wie man Petitionen behandelt (Mistkübel) und wie höhnisch sich das Regime gegenüber dem Bürger gibt. Beschämender ist, dass nicht viel mehr unterschreiben; das zeigt, wie egal vielen dieses Land schon ist. Das liegt auch an Leuten wie Herrn Mitterhöhner. (wg)

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2014)

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