Roter Zwergerl-Schmäh

„Fein“, jubelt Tochter Magda. „Jetzt kommt endlich die U-Bahn-Linie 5! Der Häupl is urcool.“ „Mhm“, murmeln wir.

Es ist ja nicht so, dass wir das nicht noch erleben wollen. „Aber ist das nicht eher eine Karikatur von U-Bahn“, gibt man zu bedenken. Magda ist nicht zu bremsen. Wenn das so weitergeht, wählt die nächstes Jahr rot! „Vom Rathaus direkt ins Alte AKH, na – das ist doch megacool!“ Dass nach einer mickrigen Station auch schon wieder Endstation sein wird, hat sie noch nicht verinnerlicht.

Sie dürfte damit nicht allein sein. Der Wiener hat seine Hetz, und kosten tut's auch nicht viel, weil dazwischen ja noch viele Jahrln liegen. Merkwürdigerweise haben Magdas Freundinnen den Schmäh längst überzuckert: dass die roten Rathauszwergerln in jüngster Zeit aus den Schlagzeilen gerutscht sind und nächstes Jahr Grüne, Blaue, Pinke an ihren Speckfalten knabbern könnten. Und dass womöglich die p. t. Wähler durchschauen, was sich hinter der Nachhilfeaktion für die Schulkinder auf Steuerzahlers Kosten verbirgt: Eine verschämte Offenlegung des Flops mit der Neuen Mittelschule. Gottlob haben wir das alles bald überstanden. Selbst die Zentralmatura schlucken wir zähneknirschend, wenn die Tochter nur endlich „reif“ ist. Ob sie dann auch politisch „reif“ sein wird, das lassen wir vorläufig dahingestellt. (hws)

Reaktionen an:hans-werner.scheidl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.04.2014)

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