Können Steirer stören?

In der Zeitung Ihres Vertrauens war jüngst Interessantes zu lesen.

In der Zeitung Ihres Vertrauens war jüngst Interessantes zu lesen. Da wurden Festivals der kommenden Wochen in Wien vorgestellt – darunter das Steiermarkdorf, das gerade den Rathausplatz mit Standln, Musik, Brauchtum und Wein okkupiert. Und wie wurde dieser Außenposten von jenseits des Semmerings beschrieben? „Es kommt ein wenig traditionell-rustikal daher, aber das stört in einer Stadt, die sich im September ein Oktoberfest leistet, fast niemanden.“

Also, ich hätt' da (als Nichtsteirer) schon eine Frage: Wen sollte so was bitte stören? Was sind das für Leute, die an der Kernölkartause Anstoß nehmen sollten? Kann, ja darf es in einer Stadt störend sein, wenn irgendwas traditionell-rustikal auftritt? In diesem etwas größeren Ort namens Wien, wo man/frau das Urbane an sich angeblich erfunden hat, ist es doch eh sooo sozialliberal: Hier gibt's alles, das Donauinselfest, die hippe Donaukanalszene, die Künstlertreffs in Neubau, das Popfest auf dem Karlsplatz, Mini-Istanbuls hier, Afrika-Tage da, ab und zu eine Regenbogenparade, und für die gesetztere Klientel den Spannungsbogen Burgtheater/Theater in der Josefstadt/Heurigen. Hat Wien keine Tradition und ist neidisch? Ist's etwa Angst vor der Welt jenseits von Liesing und Penzing? Oder urbane Arroganz? Also wieso sollten die aus dem anderen Bundesland jemanden stören? Es wird in Wien doch keiner fremdenfeindlich sein, oder? (wg)

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.04.2014)

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